Christian Beyer JUNGUNGARN Von PA UL v . TABORY Diese in wenige Zeilen gedrängten Skizzen möchten eine Teil ansicht der ungarischen Literatur geben, wie sie nach dem Krieg in den Vorläufern Franz Molnär, Melchior Lengyel, Ernest Vajda und Ludwig Birö auszog, um die europäische und amerikanische Literatur zu erobern, was ihr auch teilweise gelang. Der Feld zug dauert noch an, und die deutsche Literatur neuesten Ur sprungs muß es um so mehr wahrnehmen, als erstaunliche Ueber- einstimmungen und gemeinsame Ziele vorhanden sind. Friedrich Karinthy, der ungarische Swift. Er hat Swift nicht nur über setzt — er hat auch wunderbare Fortsetzungen geschaffen. In „Faremido“ führt er in das Land der Musik, in Capillaria in das Land der Frauen, das unter dem Meere liegt. Ein tiefer Denker, der aber nicht nur denken, sondern auch lachen kann. Seine Novellen: reinste Philosophie unter dem Deckmantel packender Geheimnisse. Seine Romane: Wirbelwind, wo man erstaunt fragt, ob man träumt oder liest? Seine Dramen, oder sein großes Drama „Morgen früh“ — eine Apotheose auf die Feigheit, die tapfere Feigheit. Der Januskopf, so nennt man ihn auch, weil neben seinen ernsten Sachen vieles Burleske, Travestienhafte in seinem Schaffen steht. Der Dichter ist in seinen Gedichten fast nur Visionär — in seinen Parodien geißelt er mit packendem Humor alles Spießbürgerliche, Schablonenhafte, Abgeschmackte. Von Jules Verne bis Ibsen erhalt jeder seine Lektion hier — und auch der Dichter selbst mit blutiger Selbstironie. Er ist der meistgelesene Journalist von Ungarn. Er 759