Schwung, den ich hatte und sofortiges Vollgas, ließen den Wagen mit schweren Stößen hinüberspringen. Rechts und links klatschte das Wasser aufs Eis, doch unser Schicksal hatte es gutgemeint. Wie viele kleine Spalten wir passierten, kann ich gar nicht sagen, da wir fast ohne Schwierigkeit sie immer in voller Fahrt nahmen. Bedeutend unangenehmer waren die schon früher erwähnten Toros-Felder, die wir auch noch inmitten des Sees antrafen, und deren Blöcke und Spitzen bis auf Haushöhe sich türmten und schoben. Nach 40 Kilometern erreichten wir das Deltagebiet der Selengamündung. Die gefährliche Zone war überstanden. Das Eis wurde schön und glatt, und zu unserer Freude konnten wir auf dem Fluß unsere Fahrt fortsetzen bis Kabansk, wo wir zur Nacht blieben. Der nächste Tag verlief bedeutungslos. Viel weniger Schnee auf dem Wege, nur sehr hohe Schneewehen, in denen wir steckenblieben. Noch bei Tageslicht erreichten wir Werchneudinsk, welches, auf steil fallenden Felsenufern an der Selenga gelegen, mit dem Spiel der Abendsonne in den Fenstern auf uns den Eindruck einer Weihnachtslandschaft machte. Der Schnee lag wie weiße Decken auf den Dächern der niedrigen Holzhäuser. WARUM MAILLOL VERGILS ERLOGEN ILLUSTRIERT HAT ann ein Bildhauer, — konnte ein französischer Bildhauer um 1900 hoffen, daß seine Figuren, so wie die mittelalterlichen Domheiligen oder wie ein antiker Fries, Teile, Bestandteile — wenn sie gelungen waren, Höhepunkte einer zu ihnen harmonisch sich steigernden Architektur wer den würden? Die entmutigende Antwort erteilt ein Blick auf die Plastik und Architektur seit dem Ende des Rokoko oder etwa der Schinkelzeit. Es gibt aus dem 19. Jahrhundert, das mehrere große Bildhauer, Rüde, Carpeaux, Rodin, Stevens hervorgebracht hat, kein Beispiel plastischen Schmucks, wo nicht zwischen Figuren und Bau ein Mißklang entstanden ist, oder bestenfalls die gähnende Leere beiderseitiger völliger Verständ nislosigkeit. Ja, man kann sagen, je stärker die Plastik, um so greller der Mißklang, wie der zwischen Rodins „Penseur“ und dem Hintergrund, als er vor der Säulenhalle des Pantheon in Paris stand wie ein genialer Nipps vor einem solid bürgerlichen Vertiko, und man versucht zwar, ihm (mit einer kleinen Korrektur) Mignons Worte in den Mund zu legen: Rodin hat sich mit dieser Beziehungslosigkeit der Plastik in einer bürgerlichen Welt, wenn auch unter Schmerzen, abgefunden; er zeichnete und beschrieb die „Kathedralen“, das mittelalterliche Gesamtkunstwerk, Von HARRY GRAF KESSLER Und Marmor säulen steh’n und seh’n mich an: Was hat man dir du armes Kind getan? 768