Bachs Handexemplar der Schübler-Choräle 125 läßt sich eine stark verblaßte Tintenaufschrift von der Hand Griepenkerls entziffern: 15 Dritter Tbeil | der \ Clavier-Übung | und | Sechs Cborale | NB. die Correcturen in den 6 Chorälen sind von J. S. Bachs | eigner Hand. Wir haben also in diesem Exemplar das wirkliche Handexemplar Bachs vor uns und können das Berliner als solches disqualifizieren. Der Einband zeigt deutliche Spuren davon, daß er ursprünglich für eine dickere Materie ge fertigt worden war, daß also die Schübler-Choräle vermutlich nach Griepen kerls Tod herausgetrennt wurden, wohl um die Teile getrennt veräußern zu können. 16 Als interessante Einzelheit bleibt zu vermerken, daß das Hintersatzblatt 17 des offensichtlich aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts stammenden Einbandes des Leipziger Exemplares ein Berliner Wasserzeichen trägt (Gekrönter Doppeladler mit Brustschild, darin F[ridericus] R[ex]). Somit kann angenommen werden, daß C. P. E. Bach die beiden aus dem väterlichen Erbe stammenden Orgelchoralausgaben in seiner Berliner Zeit zusammenbinden ließ. III Die handschriftlichen Nachträge und Korrekturen Bachs in seinem Hand exemplar der Schübler-Choräle sind von Griepenkerl, vor allem aber von Rust sehr sorgfältig beschrieben und ausgewertet worden. Es lassen sich fünf Kategorien unterscheiden: 1. Korrekturen von Druckfehlern: z. B. Rasur eines Haltebogens in B\X \ 648, T. 2 (Abb. 1); Korrektur der i.Note in BWV 650, T. 2 (d" aus c', Abb.3); Korrektur der letzten beiden Noten ebenda, T. 15 (h'-a' aus c"-h', Abb. 4). 15 M. Teßmer führt das Exemplar als Quelle A 6 im Krit. Bericht zu NBAIV/4 ohne nähere Beschreibung auf. P. Krause stellt in seinem Katalog Originalausgaben und ältere Drucke der Werke Johann Sebastian Bachs in der Musikbibliothek der Stadt Leipzig, Leipzig i97o(= Bibliographische Veröffentlichungen der Musikbibliothek der Stadt Leipzig. 5) die Provenienz Griepenkerl - Rust klar (S.77), berichtet jedoch nicht von der Deckel aufschrift Griepenkerls und der Herkunft des Exemplares aus dem Forkelschen Nach laß. Griepenkerl berichtet in der Vorrede zu Band VI seiner Peters-Ausgabe der Orgel werke (1847): „Nr.2 und 3 (das heißt 3.Teil der Klavierübung und Schübler-Choräle) sind Originalausgaben aus Forkels Nachlaß und jetgt in meinem Besieg. - Das Exemplar PM 140) enthält keine augenfälligen autographen Einträge, verdient jedoch, dies bezüglich genauestens untersucht zu werden. 16 Kinskys Angabe (a.a.O., S.60) zu dem Berliner Exemplar („Sein jetzige! Befund läßt erkennen, daß ihm noch ein zweiter Druck beigebunden war, der später heraus geschnitten ist: das Handexemplar det Orgelchoräle“) bleibt unverständlich und konnte auch von Teßmer (a.a. O.) nicht verifiziert werden. 17 Das Vorsatzblatt hat sich nicht erhalten.