Über die Herkunft von zwei Sätzen der h-Moll-Messe Von Klaus Häfner (Karlsruhe) Bei der Komposition der fünf Messen BWV 232-236 hat Johann Sebastian Bach in so hohem Maße auf früher Geschaffenes zurückgegriffen, daß diese fünf Werke geradezu als Sammelbecken älterer, mehr oder weniger stark umgearbeiteter Musik zu gelten haben. Zu siebenundzwanzig von ins gesamt fünfzig Sätzen sind die Vorlagen erhalten oder nachweisbar, und es wäre ein Irrtum, anzunehmen, die verbleibenden Stücke seien durchweg Neuschöpfungen. Vielmehr wird Bach das Parodieverfahren zumindest auch bei einem Teil von ihnen angewendet haben, nur sind die Urbilder eben verloren. In der Tat scheinen lediglich neun der dreiundzwanzig Sätze - BWV 23 2*/i, 5 und 12; BWV 232^/1, 3, 4 und 8: BWV 232 111 und BWV 233/1 - mit einiger Bestimmtheit als Originalkompositionen anzu sprechen zu sein. Hinter BWV 23 2 Ii: /3 muß jedoch ein Fragezeichen ge setzt werden, und zu BWV 233/1 existiert in BWV 233a eine Vorform. Bei den restlichen vierzehn, im folgenden aufgeführten Stücken hingegen ist, gestützt auf mancherlei Indizien wie diplomatischer Befund, Form und Deklamation, Parodie zu vermuten, mangels Vorlagen allerdings nicht direkt zu beweisen: Duett ,,Christe eleison“, BWV 232U2 Chor „Kyrie eleison“, BWV 23 2 1 /3 Chor „Gloria in excelsis“, BWV 232Ü4 Arie „Laudamus te“, BWV 232 I /6 Duett „Domine Deus“, BWV 232^78 Arie „Qui sedes“, BWV 232*710 Arie „Quoniam tu solus“, BWV 232 I /n Chor „Et resurrexit“, BWV 232 n /6 Arie „Et in Spiritum“, BWV 232**'/7 Arie „Benedictus“, BWV 232 n /2 Chor „Gloria in excelsis“, BWV 233/2 Arie „Domine Deus“, BWV 233/3 Chor „Kyrie eleison“, BWV 234/1 Arie „Domine Deus“, BWV 234/3 In diesen Sätzen, oder vorsichtiger ausgedrückt: in einigen von ihnen haben sich also vermutlich Reste verschollener Werke Bachs erhalten, was ihnen nicht allein zusätzlichen Wert verleiht, sondern auch eine Aufforderung an die Bachforschung darstellt, diesen Spuren nachzugehen. Zumal seit Friedrich Smends Erfolgen auf diesem Gebiet erscheint es legitim (selbst auf die Gefahr hin, dabei ins Hypothetische abzugleiten), parodieverdäch tige Vokalsätze mit den nur textlich erhaltenen Werken zu vergleichen, um durch Aufdeckung etwaiger Beziehungen Teile Bachscher Kompositionen wieder aufzufinden. In seinem wegweisenden Aufsatz „Neue Bach-Funde“