Das „Bachische Collegium Musicum“ 21 Krönungsfeiem, i zur Königswahlgedenkfeier und 2 zu anderen höfischen Anlässen belegbar. Daß damit der ganze Umkreis der Bachschen Huldigungsmusiken erfaßt ist, muß bezweifelt werden. Es zeigt sich nämlich, daß auch die Zeitungs berichte keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben können. So fehlen in ihnen z. B. Hinweise auf die anderweitig belegten wichtigen Kantaten aufführungen des 3. 8. 1732 („Es lebe der König, der Vater im Lande“), des 5.10. i734(„Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen“) und des 28.4.1738 („Willkommen, ihr herrschenden Götter der Erden“). Außerdem be schränkt sich ihre Berichterstattung einseitig auf die höfischen Gedenktage, während die bürgerlichen Huldigungsanlässe unerwähnt bleiben, so daß wir etwa für die bekannte Rivinus-Kantate „Die Freude reget sich“ (BWV 36b) auch hier keine Datierungshilfe finden. Weiterhin bleibt auch bei ihnen das bekannte Vakuum der ersten drei Jahre (1729-1732) unaus- gefüllt. Denn die musikalische Berichterstattung der Leipziger Zeitungen beginnt leider erst mit dem Jahre 1733, eine Tatsache, aus der sich lediglich schließen läßt, daß die Tätigkeit der Collegia musica in jener Zeit eine solche Bedeutung für das kulturelle Leben der Stadt gewann, daß sich der lokale Nachrichtenteil dieser Erkenntnis nicht länger verschließen konnte, sondern von jetzt ab durch regelmäßige Mitteilung den Interessen der musikfreudigen Bevölkerung Rechnung tragen mußte. Die Tagungs- bzw. Aufführungslokale der Collegia musica zeichnen sich jetzt genauer ab als bisher. Beide Collegia hatten auf Jahrzehnte hin die gleichen Stammsitze, so daß auch von hier aus Scherings 29 Ansicht ge stützt wird, daß die Lokalbesitzer nicht nur als Vermieter, sondern auch als Unternehmer fungierten. Görner musizierte, wie sich aus zahlreichen Zeitungsbelegen ergibt, zwi schen 1723 und 1750 regelmäßig im großen Saale des „Schellhaferischen Hauses“, einer Weinschenke in der Klostergasse 30 . Nachdem das Lokal aus den Händen Johann Schellhafers (Adreßkalender 1723) in die von Johann Georg Artopäus übergegangen war (Adreßkalender 1732), wird der bisherige 29 a. a. O., S. 133. 30 Das 1717 erbaute und seit 1767 unter dem Namen „Hotel de Saxe“ bekannte Haus hat sich bis heute erhalten und trägt jetzt die Hausnummer 9. Die weiträumige Anlage mit Saal und großer Diele im 1. und 2. Stock läßt sich noch heute erkennen. Außer dem Hauptgebäude besaß das Grundstück zwar noch ein geräumiges Quergebäude, doch ist es unwahrscheinlich, daß sich das Auffiihrungslokal Görners dort befunden hat. Nach den Bauakten wurde dort erst 1840 als Anbau ein Gartenhaus mit großem „Speisesaal“ errichtet, der 1867 durch repräsentativen Säulenvorbau zu einem stattlichen Restau- rations- und Versammlungssaal ausgestaltet wurde. In den Grundstückslisten des Leip ziger Stadtarchivs lassen sich zur Bachzeit folgende Besitzer nachweisen: 1720 Johann Gottfried Heydenreich, Handelsmann; 1720 (durch Tausch) Johann Schellhafer, Wein händler; 1722 Theodor Oertel, Handelsmann; 1734Dr. Friedrich Benedict Oertel, Hof rat, 1741 Johann Georg Artope (= Artopäus), Weinhändler; 1745 Heinrich Jacob Artope (= Artopäus), Weinhändler.