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Das Schiff
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 8, August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Das Schiff Beiblatt der Typographischen Mitteilungen • Schriftleitung Ernst Preczang, Berlin SW 61 • Heft 8 • August 1929 Marxismus als Wirklichkeitslehre ereits in einem frühem Auffatz haben wirWefenundGrundtendenzdervor- marxiftifchen Philofophie in groben Umriffen anzudeuten verfucht. Wir mußten es unter Rücklichtnahme auf den Raum bei diefer knappen An deutung bewenden laffen. Bei aller Unzulänglich keit, die ein folch abgekürztes Verfahren mit fich bringt, neigen wir doch zu der Annahme, daß es uns gelungen ift, dem Lefer das Problematifche aller bisherigen Philofophie deutlich gemacht zu haben. Faffen wir noch einmal die Quinteffenz unfrer ein leitenden Ausführungen zufammen: Die Philofophie hat die Welt zu erklären verfucht — nicht etwa aus dem unmittelbaren Weltgefchehen, der gefellfchaft- lichen Entwicklung, der gefchichtlidien Wirklichkeit. Sie hat fich vielmehr vomWeltgefchehen bewußt ent fernt, hat fich ganz in »eigene Gedanken« vertieft, hat weiter, nachdem die willkürliche Trennung zwifchen Denken und Sein vollzogen war, das von der Wirklichkeit losgelöfte Denken als fouverän er klärt. So entfland eine Gedankenwelt, die hoch in denWolken fchwebte — ohnejeden Zufammenhang mit der Welt der Dinge und Menfchen. Auf diefes »Elend der Philofophie« haben Karl Marx und Friedrich Engels mit der Waffe ihrer meffer- fcharfen Kritik in einer Weife losgefchlagen, daß von dem ganzen metaphyfifdien Spuk kaum mehr als Fetzen übrigblieben. Der Marxismus ift das Ende der Philofophie, das Ende der Metaphyfik, das Ende der Ideologie und der Anfang einer von Grund aus neuen Denkmethode. Der Marxismus oder hiftorifche Ma terialismus ift beileibe nicht zu verwechfeln mit phi- [ . lofophifchem Materialismus. Diefer letzte ift — wor auf fein Name fchon hinweift — eine philofophifche Weltanfchauung, die den bürgerlichen Revolutionen des 18. und 19. Jahrhunderts ihre Entftehung ver dankt. Auch hier handelt es fich — wie bei allen bür gerlichen Denkformen — um eine Art Metaphyfik, 1 nur daß nicht der Geift alsUrkern alles Seins erfaßt 7 wird, fondern die Materie. Ob ich fage: der Geift ift das Abfolute oder die Materie ift das Abfolute — in jedem Falle arbeite ich mit einem unwirklichen, meta phyfifdien Begriff. Beide philofophifche Spielarten, )I Idealismus fowohl wie Materialismus, haben das eine gemein, daß fie Geift und Materie voneinander trennen. Hier wie dort regiert das dualiftifche Prinzip, d. h. das Univerfum wird willkürlich in zwei von Grund aus verfdiiedene Dafeinsfphären aufgeteilt. Der einzige wefentliche Berührungspunkt des philo- fophifchen Materialismus mit dem hiftorifchen be- fteht eigentlich nur darin, daß er genau wie diefer die Welt als eine unabhängig von unferm Bewußtfein exiftierende Realität betrachtet, während die idea- liftifche Philofophie das objektive Sein fo oder fo von einem fubjektiven Bewußtfein abhängig macht. Das ift aber auch in der Tat die einzige Gemeinfamkeit. Der Unterfdiied beginnt fogleich bei der Feftlegung des Begriffs »Materie«. Was die klaffifchen Mate- rialiften, wie Büchner, Feuerbach, Holbach, unter Ma terie verbanden, war etwas fehr Primitives. Für fie war Materie etwas rein Stoffliches, Leblofes, Un- geiftiges, etwas, das fich meffen und wiegen läßt, eine bloße Abftraktion, über die man übrigens in der mo dernen PhyfiklängftzurTagesordnungübergegangen ift. Der Geift aber erfchien als einfaches Produkt der Materie. Bei Marx hat »Materie« einen ganz andern Sinn. Sie bedeutet ihm foviel wie das Reale im Gegen- fatz zu dem Idealen, d. h. im Gegenfatz zu der im Menfchenkopf ausgedachten Scheinwelt. Das Reale ift das Univerfum als Einheit von Natur und Geift, das Reale ift aber auch das gefellfchaftliche Sein. Weil für Marx Natur und Gefellfdiaft realen Wert hat, oder — beffer gefagt — weil nur diefes für ihn realen Wert hat, weil ihm diefes als das Wefen der Dinge gilt, darum bezeichnet er eben diefes Wefentliche als dasMaterielle. Materiell heißt hier eben nichts andres als das Wirkende oder das Wirkliche. Wirklich ift aber keineswegs nur das Stoffliche, wirklich ift auch der Geift, wirklich ift die Begeifterung, wirklich ift die Liebe und der Haß, wirklich ift die Selbftfucht und die Selbftlofigkeit, wirklich ift der Glaube an eine Idee, die Hingabe an eine Idee, der Idealismus. Alles Seiende, alles Werdende, alles Wirkende ift wirklich. Marxismus ift alfo die Lehre von der Wirklichkeit. Weil das aber fo ift, darum gibt es hier nicht dieFrage- ftellung: Wie ift die Welt entbanden? Was ift der letzte Sinn und Zweck desWeltgefchehens? Das wären metaphyfifche, über die Wirklichkeit hinausgehende Fragen, die nidit zu feiner Kompetenz gehören. Das foll keineswegs heißen, daß der wiffenfchaftliche Sozialismus derartige Problemftellungen als müßige
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