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Das Schiff
- Bandzählung
- 1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045739-192900008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045739-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045739-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 12, Dezember
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Schiff
- Autor
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Das Schiff Beiblatt der Typographischen Mitteilungen • Sechsundzwanzigsfer Jahrgang Dezember 1929 ■ Schriftleitung Ernst Preczang, Berlin SW 61, Dreibundstrafye 9 ] Dialelcfifche Erkenntnistheorie ,) (Jofeph Dietzgen) Wir hatten uns bisher ausfchließlich mit der gefchichtsphilofophifchen Seite der mo dernen proletarifchen Weltanfdiauung befaßt. Wir waren zu dem Refultat gelangt, daß der hiftorifdie oder — wie man heute beffer fagt — dialektifche Materialismus im Gegenfatz zu allen andern Weltanfchauungen auf der Erkenntnis der Wirklichkeit und ihrer Gefetze beruht. Wir waren im weiteren Verlauf unfrer Betrachtungen bis zu dem Grundproblem dialektifch-materialiflifcher Denkmethode vorgeftoßen und hatten es mit der Frageftellung gleichgefetzt: Warum wird zu einer beftimmten Zeit fo und nicht anders gedacht? Kein Zweifel: der Marxismus hatte diele Frage erfchöp- fend beantwortet. Und dennoch blieb im Hintergrund ein anderes ungelöftes Problem: Was ift im letzten Grunde Denken überhaupt? Ift der Urfprung des Geiiles realer oder metaphyfifcher Natur? Belleht zwifchen Geift und Materie eine unüberbrückbare Kluft oder find beide Elemente Äußerungen derfelben Kraft? Auf die letzten Fragen der Menfchheit gab der hiftorifdie Materialismus keine unmittelbare Auskunft. Das foll nicht heißen, daß ihm der Schlüffel zur letzten Erkenntnis fehlte. Keineswegs! Aber feiner pofitiviftifchen Grundtendenz nach erftreckte fich feine Hauptaufgabe auf das ökonomifch-foziale Gebiet. Es iß das unfterbliche Verdienft von Jofeph Dietzgen, daß er der gefellfchaftswiffen- fchaftlichen Theorie des Marxismus eine echt fozialiftifche Erkenntnistheorie hinzu gefügt hat. Damit treten wir vor die Frage: Was ift Erkenntnistheorie? Die Antwort lautet: Es ift die Erkenntnis der Erkenntnis. Es handelt (ich alfo um die Aufhellung des Denkprozeffes felbft. Die Erkenntnistheorie befchäftigt fich gewiffermaßen mit der Stammesgefchichte des Denkens, ferner mit der Art des Erkennens und feinen mög lichen Grenzen. Jahrtaufende hatte die Menfchheit mit einem Problem gerungen, deffen Löfung keiner Philofophie, auch der bürgerlichen, nicht gelang, und zwar deswegen nicht, weil fie ein Problem konftruierte, wo gar keins war, und es dort überfah, wo es in feiner ganzen und wahren Bedeutung erfchien. Der Arbeiterphilofoph Jofeph Dietzgen, fußend auf den Grunderkenntniffen des dialektifchen Materialismus, ging von der einfachen und wiffenfchaftlich unbeftreitbaren Tatfache aus, daß Denken eine Funktion des Gehirns ift, fo wie eben Sehen eine Funktion des Auges und Gehen eine Funktion der Beine ift. Und als echter Dialektiker war er fich klar, daß man den Denkprozeß nicht als ifolierte Erfcheinung betrachten darf. Genau wie jeder andere Vorgang erhält auch das Denken nur in Beziehung zu anderen Gegen- ftänden erft Realität. Wärme ift nicht denkbar ohne etwas, das fich erwärmt, Taften ift nicht denkbar ohne das Greifbare, das die fallende Hand wahrnimmt, und Denken ift nur möglich im Hinblick auf beftimmte finnliche Erfcheinungen. Freilich ift ein Unterfchied dabei. Die Funktion des Sehens, Hörens, Taftens bezieht fich immer nur auf eine beftimmte Sphäre, diejenige nämlich, die das Objekt jener Wahrnehmungen bildet. Die Funktion des Geiftes aber ift unbegrenzt, da fie fich auf alle Sphären des Univerfums erftreckt, wobei die Einfchränkung zu machen ift, daß Denken wohl alle Objekte erkennen kann, daß diefe Erkenntnis jedoch keine abfolute ift. Diefelbe Einfchränkung gilt natürlich auch für die Tätigkeit der Sinnes organe. Aus diefer Betrachtung geht alfo hervor, daß am Denken nichts Geheimnisvolles ift — ebenfowenig wie beim Sehen, Hören oder Schmecken. Der Denkprozeß unter- fcheidetfich von den Sinnesfunktionen nur dem Grade nach. Hier wie dort beobachten wir den gleichen Vorgang: Das Zufammenfaffen des Befonderen zum Allgemeinen. Darin erfchöpft fich alles Denken. Aus dem gegebenen konkreten Tatfachenmaterial, das in der unendlichen Fülle des einzelnen das Univerfum bildet, entwickelt die denkende Vernunft das Allgemeine. Denken heißt: aus der mannigfaltigen Befonder- heit das Allgemeine ableiten. Der Denkprozeß ift nichts anderes als die mit Hilfe der 69
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