Abb. 29. Gohlis uni 1774 3. Hofrat Böhme wird Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Gohlis Am 31. Oktober 1819 erschien ein Schriftcheu, das in dankbarer Verehrung das Gedächtnis Böhmes, des größten Wohltäters von Gohlis feiern sollte. Die Schrift trägt den Titel: „Hofrath Böhme's und seiner Gemahlin Verdienste nur Gohlis" und berichtet inr wesentlichen folgendes: Johann Gottlob Böhme wurde den 20. März 1717 zu Wurzen geboren, wo sein Vater Gastwirt war. Er empfing gelehrte Bildung in Schulpforta und studierte in Leipzig Geschichte und die Rechte. Nach beendigten Studien wurde er Hofmeister bei deu jungen Herren von Zedlitz und Loß und 1758 Professor bist. orct. an der Universität Leipzig. Einen Ruf uach Utrecht hatte er abgeschlagen. 1766 wurde er zum kursächsischeu Hofrat und Historigraphen ernannt. Der junge Goethe, der 1765 nach Leipzig kam und an ihn empfohlen war, schildert ihn als einen kleinen, untersetzten, lebendigen Mann und gesteht, datz er gegen denselben trotz Verschiedenheit der Anschauungen immer „Scheu und Achtung" empfand. Böhme war als Historiker und Staatsrechtler den schönen Wissenschaften nicht be sonders hold und bekämpfte Goethes Neigung, die Jurisprudenz mit dem Studium der Alten zu vertauschen, Eellerts Literaturgeschichte zu hören und dessen Practicum zu frequentieren. Die erste Gemahlin Böhmes, die wegen ihrer Kränklichkeit an das Haus gefesselt war, schildert Goethe als unendlich sanft und zart, sie wußte ihn in manchen kleinen Äußerlichkeiten zurechtzuführen und zu verbessern. Ihr freundliches und liebevolles Wort hat sicher bei der ernsten Erörterung über die Studienfrage mehr ausgerichtet als die gewichtigen Gründe des gelehrten Gatten. Durch die Verheiratung mit seiner zweiten Frau, Christiane Richter, wurde Böhme Besitzer des Gohliser Schlosses und durch Kauf des Lüder Menckischen Gutes zugleich Erb-, Lehn- und Eerichtsherr von Gohlis. Nach Horns Tode 1681 war das Gut an seinen Schwiegersohn, den Professor Lüder Mencke (gest. 1736), einen Vorfahren der Mutter des Fürsten Bismarck gekommen, und aus dem Nachlaß der Menckeschen Erben waren drei Vierteile der Universität, das vierte Vierteil dem Professor Johann August Ernesti zugefallen. Von der Universität kaufte Böhme den Anteil für 6000 Taler, von Ernesti für 2000 Taler. Das Eick umfaßte 72 Acker Feld, 7Vi Acker Wiese und Holz und 4 Kohlstücke. Seitdem blieben das Schlößchen und das Gut unter dem Namen Turmgut oder Schloßgut vereinigt. Böhme war nicht nur das verantwortliche Oberhaupt, sondern auch ein umsichtiger und selbstlos sorgender Vater der Gemeinde. Die Gohliser huldigten ihm am 8. August 1774.