104 Heinrich Magirius Denkmalpflegerische Aspekte zum Wiederaufbau des Neumarktbereiches in Dresden Drei Jahre sind seit der Veröffentlichung unserer Denkschrift »George Bährs Frauenkirche als Mitte der Bürgerstadt Dresden« in den »Dresdner Heften« vergangen. 1 ' Eine Korrektur der damals geäußerten Gedanken scheint nicht erforderlich, wohl aber eine Präzisierung und eine Mahnung: Der Wille, die Dresdner Frauenkirche wieder aufzubauen, hat sich in breiten Krei sen der Bevölkerung durchgesetzt und findet Unterstützung in ganz Deutschland und in vie len Ländern unseres Erdballs. 21 Die Ruine der Kirche ist gesichert, der Trümmerberg nach archäologischen Methoden abgetragen und durchforscht. Alle für den Wiederaufbau verwert bare Substanz ist geborgen worden und steht - sorgfältig dokumentiert - zur Verwendung im künftigen Ganzen zur Verfügung. Die Stadtverwaltung, der städtebaulichen Verantwortung beim Wiederaufbau des Neumarktbereiches eingedenk, hat 1993 einer »Planungsgruppe« den Auftrag gegeben, eine Gestaltungssatzung für diesen Stadtteil zwischen Schloßstraße im Westen und Schießgasse im Osten, zwischen Wilsdruffer Straße im Süden und Brühlscher Terrasse im Norden vorzubereiten. In ihren Zusammenkünften, die turnusgemäß über ein Jahr stattfanden, machte sich die Gruppe von Architekten mit den unterschiedlichen histori schen, archäologischen und quellenkundlichen Voraussetzungen bekannt, setzte sich aber gleichzeitig mit allen in Rechnung zu stellenden Anforderungen des städtebaulichen Gefüges und der künftigen Nutzung der zu schaffenden Einzelbauten auseinander. Arbeitsteams von je zwei Architekten nahmen sich jeweils eines der um den Neumarkt herum gelegenen Quartiere zur Bearbeitung vor. Das Landesamt für Denkmalpflege gab den Bearbeitern historische und kunsthistorische Unterlagen zu jedem einzelnen Haus in die Hand, desgleichen Pläne, aus denen der Stand der überlieferten Substanz und der vorhandenen Plan- und Fotodokumente ablesbar ist. 3 ' Durchgängig war es das Bemühen der Architektenteams, die alten Straßen- und Platzräume wieder mit Häusern kleinteiligen Fassadenzuschnitts in einer dem Zustand des späten 18. Jahr hunderts in etwa entsprechender Höhenentwicklung zu umgeben. Einige von der Denkmal pflege zur Rekonstruktion vorgegebene Bauten wie Coselpalais, Kurländer Palais, British Hotel, Schützhaus, Regimentshaus und Dinglingerhaus am Jüdenhof und das Kanzleihaus waren dabei feste, unumstrittene Bestandteile. Unsicherheiten und Meinungsverschiedenhei ten entstanden vor allem im Hinblick auf die geforderte Integrierung des Kulturpalastes. Auch