29 Stefan Hertzig Der Dresdner Neumarkt vom Ende des 18. Jahrhunderts bis zur Zerstörung Der preußisch-österreichische Dualismus, der die politischen Verhältnisse in Deutschland im 18. Jahrhundert bestimmte, sollte nach den beiden Schlesischen Kriegen (1740-1748) im Sie benjährigen Krieg (1756-1763) seinen vorläufigen Höhepunkt finden. Nachdem bereits bei Belagerungen Dresdens in den Jahren 1758 und 1759 Teile der Vorstädte zerstört worden waren, erfolgte am 19. Juli 1760 ein großer, auf die Innenstadt selbst gerichteter Artilleriebeschuß durch preußische Truppen. Die verheerendste Zerstörung ereilte Dresden am 19. Juli durch einen Beschuß mit hundertpfündigen Bomben von vier Hauptbatterien aus. Der Turm der Kreuzkirche wurde schwer getroffen, der daraufhin die Gewölbe der Kirche durchschlug und dadurch den Bau selbst mit zerstörte. In gleicher Weise wurde auch die Frauenkirche beschossen, die jedoch durch ihre ganz in Stein ausgeführte Kuppelkonstruktion standzuhalten vermochte. Am 30. Juli 1760 wurde schließlich die Belagerung Dresdens von den preußischen Truppen erfolglos abge brochen, da sich Friedrich II. angesichts des Verlustes von Glatz erneut nach Schlesien wenden mußte. 1 * Im Stadtinneren, das bis zum 21. Juli so gut wie ununterbrochen mit fast 1400 Bomben beschossen worden war, waren 226 Häuser abgebrannt und 37 stark beschädigt. 2 * Cuvillies’ d. Ä. Projekt zur Verfüllung des Festungsgrabens von 1760/61 gibt grob die Schäden in der Innenstadt wieder. Während das Gebiet um den Altmarkt herum vergleichsweise nur geringe Schäden erlitt, zeigte das Neumarktgebiet hingegen - wohl aufgrund des intensiven Beschusses der Frauenkirche - große Zerstörungen. Neben einzelnen Gebäuden - wie etwa die Hauptwache - wurde besonders das unmittelbare Umfeld der Kirche und teilweise auch die Südseite des Plat zes zerstört. Nach Cuvillies Plan blieb dagegen die gesamte Westseite des Neumarktes einschließ lich Gewandhaus und Jüdenhof von Zerstörungen verschont. Eine gleich nach Beendigung des Krieges eingerichtete Kommission setzte sich unter anderem durch eine Zinsherabsetzung und durch unbürokratisches Bereitstellen von Handwerkern und Manufakturarbeitern für einen zügigen Wiederaufbau der Stadt ein. Den Besitzern neuerbauter Häuser wurde sowohl eine Befreiung von Verpflegungspflichten der Kavallerie als auch Steuer erleichterungen zugesichert. Unter Androhung der Zwangsversteigerung sollten schließlich sämt liche zerstörten Häuser bis Ende August 1767 wiederaufgebaut oder im Wiederaufbau begriffen sein. 3 * Unter Beachtung der traditionellen Parzellenstrukturen wurden die zerstörten Gebiete wie deraufgebaut, wobei sich großer Luxus von selbst verbot und architektonische Zurückhaltung