80 Dieter Schölzel Der Kulturpalast Dresden im Planungskonzept Bei allen Überlegungen, wie das Zentrum von Dresden weiter bebaut, städtebaulich korrigiert und verändert werden soll, stellt der 1969 errichtete Kulturpalast ein besonderes Problem dar. Einmal ist die Frage der Nutzung zu klären: soll er weiter wie bisher als Stadthalle für eine Vielzahl von Veranstaltungsarten dienen oder besser zum dringend benötigten Konzerthaus der Dresdner Philharmonie, die in diesen Tagen das 125. Jubiläum ihres Bestehens feiert, bestimmt werden? Zum anderen sind städtebauliche Veränderungen angesagt: eine kleinteilige Bebauung des Neumarktbereiches, die Verschmälerung der fehldimensionierten Wilsdruffer Straße und die Schließung der noch offenen Fronten des Altmarktes. 11 Zur Lösung der Probleme sind umfangreiche Untersuchungen durchgeführt worden, deren Ergebnisse demnächst dem Stadtrat zur Entscheidung vorgelegt werden. Sie sind auch in den Entwurf zur Gestaltungssatzung für den Neumarkt eingeflossen. Die Planungsgeschichte des Kulturpalastes Hatte der »Erste Dresdner Aufbauplan« von 1946 für das Zentrum im wesentlichen die Rekonstruktion des historischen Stadtgrundrisses vorgesehen, wurden im Zuge radikaler Ent trümmerungskampagnen sehr bald diejenigen ideologisch verdammt, die am Alten hingen und den Wiederaufbau befürworteten. Man erwartete Zeichen einer sozialistischen Zukunfts vision. So kam ein zentrales Kulturhochhaus als monumentale Stadtkrone in die Debatte. Schon 1946 gab es den Vorschlag für ein Haus der Kultur und Partei, wo in 60 m Höhe ein Festsaal über der Stadt schweben sollte. Da die monströse Zielstellung und der vorgeschlagene Standort östlich des Rathauses offensichtlich peinliche Assoziationen zu einem wenige Jahre zuvor konzipierten nationalsozialistischen Gauzentrum weckte, blieb der Vorschlag zunächst ohne Folgen. 2 ' Anfang der 1950er Jahre wurde die Nordseite des Altmarktes als Standort eines Kulturhoch hauses bestimmt und im Zusammenhang mit Großdemonstrationen auf dem Altmarkt und in der stark zu verbreiternden Wilsdruffer Straße gesehen. Die Architekten Schneider und Rascher entwarfen ein 124 m hohes Turmhaus. Hans Bronder schrieb dazu: »Das Neue im Mittelpunkt der Stadt wird eine städtebauliche Dominante sein. Die Gegner versuchen, dieses Gebäude an den Rand des Zentrums zu verlegen, seine Höhenentwicklung zu unterdrücken und es der überwiegend aus Kirchen gebildeten Stadtsilhouette unterzuordnen ...« 31 Immer hin wird von »Gegnern« des Projektes gesprochen!