einigen Monaten. Nach meinen Angaben wurde in Höchst damit angefangen, jetzt arbeite ich hier in meinem In stitut zusammen mit meinem Assistenten Knorr an dem Problem, wie auch Wernicke im Berliner Hygienischen Institut. Metschnikoff habe ich schon von Cannes aus eine briefliche Andeutung gemacht. Er wartet interessiert auf das Ergebnis.“ „Ja und wie wird Koch eure Konkurrenz aufnehmen?“ „Von ,Konkurrenz 1 kann keine Rede sein, Emma“, widerspricht er lebhaft. „Wenn vor etlichen Jahren ein Mediziner erkannt hätte, daß ich bei der Bekämpfung der Diphtherie einen falschen oder unzulänglichen Weg eingeschlagen hätte, und wenn dieser Mediziner dann den richtigen Weg gefunden haben würde, dann hätte ich niemals von .Konkurrenz 1 reden können. Jeder wissen schaftliche Forscher muß damit rechnen, daß seine Ar beiten nachgeprüft und erforderlichenfalls von einem klügeren Kollegen verbessert werden. Darin beruht ge radezu die Möglichkeit von Fortschritten in Forschung und Wissenschaft.“ „Woraus ich entnehme“, erklärt Emma, „daß du die Ergebnisse Robert Kochs irgendwie vervollkommnen willst.“ „Richtig, das will ich mit meinen Mitarbeitern zu er reichen versuchen“, bestätigt Behring. „Wobei wir aller dings in anderer Richtung marschieren werden. — Wir suchen das reine Gift des Tuberkelbazillus. Und wenn wir es haben, wollen wir im Blutserum von Versuchs tieren das Tuberkulose-Antitoxin erzeugen, um damit zu heilen.“ „Ich begreife, ich begreife“, ruft Emma aus, „wahr haftig: ein Ei des Kolumbus! Du willst das gleiche Heil prinzip anwenden, wie gegen Tetanus und Diphtherie. Die Blutserum-Therapie greift die Tuberkulose an.“ „Natürlich, Emma. Und das war doch für mich ein naheliegender Gedanke, wirst du zugeben müssen“, stellt Behring fest. „Gewiß, gewiß“, stimmt sie zu. „Hier pflügst du auf eigenem Felde. Aber wonach ich mich schon lange 'mal erkundigen wollte: weshalb wird eigentlich in Höchst kein Tetanusheilserum für den Menschen erzeugt?“