Sie freuen sich beide über den ungewöhnlich langen Brief, schicken einen ebenso herzlichen Dank zurück, rüsten zur Heimreise, womit ihr Flitterwochen-Viertel jahr auf Capri sein Ende findet, und rüsten in Marburg zur Hochzeit von Schwester und Schwägerin Emma. Im April wird sie die Braut und am 3. August 1897 wird sie, kaum abgelöst aus ihrer schwesterlichen Hausfrauen tätigkeit, die Gattin von Stabsarzt Wilhelm Schumburg. Und mit der Sicherheit einer in sich ausgeglichenen un komplizierten Frauennatur, mit der sie schwere Jahre hindurch ihren Bruder als getreue Kameradin umsorgt hatte, übernimmt sie nunmehr in der Reichshauptstadt, später in Hannover den neuen Pflichtkreis am eigenen Herd. Nur als ,Tante Emma' kann sie später noch aus der Ferne an den weiteren Schicksalen des Marburger Behringhauses teilnehmen. Emil Behring selbst aber stürzt sich nach Eingewöhnung in die doppelte Um stellung seiner persönlichen Verhältnisse mit verdoppel tem Eifer in die Arbeit des Forschers. XIII. „Ich gehe ganz in der Tuberkulose auf, und die Sachen gehen jetzt so gut vorwärts . . .“ — Oder: „Bei mir muß jetzt alles heran an die Tuberkulosearbeit . . .“ Das ver sichert er immer wieder in Briefen aus jener Zeit seinem Freunde Elias Metschnikoff in Paris. Er sucht unablässig mit seinen Assistenten, zu denen sich ein Chemiker na mens Dr. Ruppel gesellt hat, das Tuberkulosegift, das Gift des gefährlichen Bazillus in — chemisch gesprochen -— höherer Reinheit und stärkerer Konzentration. Der „XV. Kongreß für Innere Medizin“, der Anfang Juni 1897 zu Berlin tagt, gibt ihm Gelegenheit, zum zweiten Male im Rahmen eines weitgefaßten Themas von diesen seinen Tuberkuloseforschungen öffentlich zu er zählen. Er spricht „Über experimentell begründete ätio logische Therapie“, d. h. er schildert Entstehung, Ent wicklung und Wesen der modernen, auf Tierexperimenten fußenden Heilmethoden von Infektionskrankheiten.