Aufgabe ins Auge, um den Bazillus niederzuringen, dem er sich nun seit 1895 entgegengestemmt hat, seit sieben langen Jahren. XV. Die göttliche Vorsehung gewährt Emil von Behring noch fünf Jahre, sich weiter und unablässig mit dem Problem ringend zu messen, das die zwei Buchstaben „Tb“ umschließen, mit dem Problem, das sein Lehr meister Robert Koch nicht zu meistern vermocht hat, mit dem Problem, an dessen Lösung die Welt immer brennender interessiert ist. In diesen fünf Jahren wird Emil von Behring ein einsamer Mensch. Seine Studienfreunde, längst in Amt und Würden über ganz Deutschland verstreut, hören wenig von ihm und schreiben ebenso selten, weil er für behaglich plaudernde Privatkorrespondenz einfach nicht mehr die Zeit findet. Zu Robert Koch sind alle Brücken abgebrochen, obwohl er mehrfach eine Wiederverständigung mit seinem alten Lehrer gesucht hat. Aber der Entdecker des Tuberkel bazillus hat es nie verwinden können, daß sein Schüler auf dem von ihm gerodeten Arbeitsgebiet ihn, den Weg bahner, zu übertrumpfen drohte. Die Schwester, die Tante Emma jetzt, geht ganz in ihrem Pflichtenkreis als Hausfrau und Mutter auf, die Briefe hin und her sind kein Ersatz für die enge geschwisterliche Bindung frü herer Jahre. Und auch Freund Wernicke, der getreue Kampfgefährte und Ekkehard, hat schon seit langem endlich die selbständige Wirkungsstätte gefunden, in der sich seine grade Persönlichkeit und vielseitigen Kennt nisse voll entfalten und dementsprechend bewähren können. Anfänglich gehegte Pläne auf eine „geschäft liche Zusammenarbeit in der Diphtheriesache“ hatten sich nicht verwirklichen lassen. Stets der Stellvertreter seines großen Freundes zu bleiben und in seinem Schat ten zu leben, hatte naturgemäß Wernicke nicht beab sichtigt. Da war im Frühjahr 1899 der ehrenvolle Ruf an ihn ergangen, die Leitung des neu gegründeten Hygie nischen Instituts in Posen zu übernehmen. Nach reif-