all der V ierbeiner mit Hand an und verstand es so, die bisweilen auftretende Verdrießlichkeit ihres Verlobten heiter hinwegzuscherzen. Wenn das noch die ganze Last gewesen wäre, die Erich Wernicke in den Monaten zu tragen gehabt hätte. Zweier lei kam hinzu. Unmittelbar trat an ihn von mehreren Seiten, namentlich aus der von Bergmann’schen Klinik, das immer hartnäckiger werdende Verlangen einiger Ärzte heran, doch endlich Diphtherieheilserum abzu geben, um weitere Heilungsversuche an kranken Kindern vorzunehmen. Das aber lag nicht in der Absicht der beiden Freunde. Sie waren sich im Bewußtsein ihrer Ver antwortung darüber klar geworden, erst dann planmäßige Heilbehandlungen am Menschen zuzulassen und durch Hergabe von Serum zu ermöglichen, wenn sie des Er- fol ges ganz sicher sein würden, wenn sie ein genügend starkes Serum gewonnen hatten. Und immer wieder und wieder ermahnte Behring seinen Freund in Berlin brief lich, fest bei diesem Entschluß zu bleiben. Er ging so weit, ihm am 30. März zu schreiben: „Du brauchst ja bloß zu sagen, daß ich die Abgabe von Serum zu Versuchen an Menschen mir vorbehalten habe und daß ich es gegen wärtig nicht für opportun halte, Versuche an Menschen zu machen. Erkläre mich für einen eigensinnigen, unbe rechenbaren, meinetwegen auch für einen verrückten Menschen. Aber füge hinzu, daß Du einige Rücksicht jetzt in dem wichtigsten Stadium unserer gemeinsamen Arbeit auf meine Wünsche nehmen müßtest.“ — Mittelbar und zweitens trug Wernicke schwer an der zur Unzeit ausgebrochenen Krankheit des Freundes, dessen genialer Führung er sich anvertraut hatte. Die Nachrichten aus Wiesbaden ließen erkennen, daß nur allmählich, nur schrittweise, unterbrochen von manchem Rückfall, eine Besserung im Gesundheitszustand Emil Behrings Platz greifen wollte. Die Nachrichten waren häufig von einer erschreckenden seelischen Niederge schlagenheit durchzittert. Und jedesmal legte sich Wer nicke ebenso erschrocken die bange Frage vor: Was soll werden, wenn Behring seine volle Gesundheit und Arbeitsfähigkeit nicht wiedererlangen würde? Welche Unsumme an Fleiß und Gedankenfülle wäre dann ver-