Zeit in ihrer Weise ein. Sie legt heimlich und für sich persönlich ein „Ruhmesalbum 4 ' an. Sie sammelt jeden Zeitungsausschnitt, dessen sie habhaft werden kann. Aus Berlin und aus der Provinz, selbst aus fernen Orten, selbst vom Ausland schicken Bekannte und Unbekannte, schicken Kollegen und Verehrer und Gegner beinahe Tag für Tag die Notizen aus der Presse nach Halle, die sich irgendwie mit Behring und seiner Tat beschäftigen. Hermann Scholz sorgt dafür, daß keine verloren geht, und bringt sie alle schubweise nach Treptow. Dort klebt sie Emma in ein großes Album, durcheinander die feind lichen wie die freundlichen, wie sie gerade kommen. Und auf das erste Blatt des Albums klebt sie eine Kunst druckbeilage der Münchener Medizinischen Wochen schrift, entnommen der „Galerie hervorragender Ärzte und Naturforscher' 4 . Das Bildnis zeigt den Bruder auf seines Lebens Mittagshöhe. Seine Augen sind fest auf ein Ziel gerichtet. Der geschlossene Mund, von einem breiten, braunen Bart umrahmt, verrät eherne Ent schlußkraft, verrät, daß er die Worte wägt, die er spricht. Hinter der mächtigen, hohen Stirn, die sich im Scheitel verliert, spürt man geniale Gedanken wohnen, Gedanken, deren Verwirklichung ihren Schöpfer soeben in die vorderste Reihe der Forscher geschoben haben. Jedesmal, wenn sie das Album zur Hand nimmt, um ihm einen neuen Zeitungsausschnitt einzuverleiben, je desmal dann betrachtet sie das Bild und fühlt: Du gehst deinen Weg, das weiß ich. * Nun endlich schlägt auch die Stunde für den Reporter FF, für Fridolin Findeisen, um ein Stückchen dieses Weges nachzutasten. Natürlich hatte sein Blatt, das „Berliner Intelligenz- Blatt 44 ,*) in den letzten Wochen die wesentlichen Nach richten gebracht, die über Emil Behring und seine Ent deckung durch die Presse verbreitet wurden. Ebenso hatte es seinen Lesern unmittelbar nach der Extra-Aus gabe vom 8. Oktober einen knappen Lebensabriß über *) Damals eine große, heute nicht mehr existierende Zeitung.