Und die zweite Meldung kam aus Erfurt und besagte: „Die Koeniglich-Preußische Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt ernennt Herrn Professor Dr. med. Behring in Halle zu ihrem korrespon dierenden Mitgliede.“ Die erste Meldung klärte eine beachtliche Streitfrage, die zweite verkündete eine beachtliche Ehrung, die nicht alle Tage verliehen wurde. „Wenn die Dinge so liegen“, meinte darauf Dr. Richter, „dann wird es hohe Zeit für uns, die liebe Konkurrenz schleunigst zu übertrumpfen.“ Er läßt den FF-Mitarbeiter herbeirufen und gibt ihm den Auftrag, sofort ohne jeden Zeitverlust ein spritziges Feuilleton über Emil Behring zu verfassen. Das müsse unbedingt für die nächste Samstag-Abendausgabe fertig sein. Und vor allem müsse es kleine journalistische Rari täten enthalten, persönliche Dinge über den Forscher, die noch keine andere Zeitung gehabt habe. Fridolin Findeisen versteht, ist beglückt über die Auf gabe und schellt am nächsten Vormittag, nicht ohne leichte Beklommenheit im ersten Stock der „Villa Schroedter“, Treptower Chausee Nr. 12. Emma Behring öffnet und erklärt dem fremden Be sucher auf die Frage, ob er den Herrn Professor einmal sprechen könne: „Bedauere sehr, Herr Professor Beh ring weilt z. Z. in Halle an der Saale.“ Findeisen kann ein erheblich verdattertes Gesicht nicht verbergen. Mein Gott ja, — richtig, — daß daran auch niemand gedacht hatte, weder auf der Schriftlei tung noch er selbst. Nach Halle kann er nicht mehr fahren, über Hin- und Rückreise ginge ein Tag verloren, und das Feuilleton muß morgen früh druckreif vorliegen. Ohne Zweifel steht eine Dame vor ihm, vielleicht die Frau des Forschers, so überlegt er blitzschnell weiter, faßt sich und fragt, ob er wohl die gnädige Frau eine Viertelstunde behelligen dürfe; er sei der und der und komme in dem und dem Auftrage, der sie als die Gattin des Herrn Professor vielleicht auch interessieren werde. Emma antwortet: „Herr Professor Behring ist nicht verheiratet. — Aber mein Verhältnis zu ihm erlaubt mir wohl, mich für Ihren Auftrag in der Tat zu interessieren. Bitte, treten Sie einen Moment näher und legen Sie ab.“