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Form + Zweck
- Bandzählung
- 22.1990,4
- Erscheinungsdatum
- 1990
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Form und Zweck 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id416501729-199000400
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id416501729-19900040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-416501729-19900040
- Sammlungen
- Zeitgenössische Kunst
- Form und Zweck - Fachzeitschrift für Industrielle Formgestaltung in der DDR
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Verlorene Orte
- Untertitel
- Ideen - Entwürfe - Projekte
- Autor
- Sikora, Bernd
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftForm + Zweck
- BandBand 22.1990,4 -
- DeckelDeckel -
- ArtikelIm Schnitt sind wir 10 Jahre zurück, wir Ehemaligen -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- ArtikelSeid Ihr noch zu retten? 4
- ArtikelWarum geht ihr eigentlich noch hin? 8
- ArtikelWarum geht ihr eigentlich noch hin? 9
- ArtikelChronologie der Veränderungen 11
- ArtikelKaDeWe 14
- ArtikelIn der DDR heißt Plastik Plast 16
- ArtikelBüchin-Design 20
- ArtikelDigitale Träume - Virtuelle Welten 24
- ArtikelVom Instrument zum Monument? 28
- ArtikelIndustrielles Gartenreich 32
- ArtikelDer Wallwitzhafen 37
- ArtikelVerlorene Orte 38
- ArtikelWege in die Industrie (3) 40
- ArtikelIm Namen des Nutzers 47
- ArtikelBauhaus-Arbeit 49
- DeckelDeckel -
- BandBand 22.1990,4 -
- Titel
- Form + Zweck
- Autor
- Links
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Bernd Sikora Verlorene Orte Nach zwölfjährigen Mühen und Reglementierungen erschien 1986 der Text/ Bild-Band "Leipziger Landschaften“ (Auto ren: Peter Guth, Bernd Sikora und Norbert Vogel). Damit wurde erstmalig für die breite Öffentlichkeit kein "schönes Buch zum Schenken und Erbauen“ Uber eine Land schaft der DDR publiziert, sondern eine kritische Auseinandersetzung mit histori schen Hintergründen und aktuellen Proble men. Wie eng der Spielraum für kritisches Nachdenken vor dem politischen Wandel im Land war und als "antisozialistisches Her angehen und Geheimnisverrat“ (Zitat aus dem ersten Gutachten zum Buch) gewertet wurde, zeigen die ständigen Eingriffe staat licher Zensoren in der - dadurch bedingt - langen Entstehungsgeschichte des Buches. Diese Vorbemerkung ist wichtig, denn der Ausgangspunkt für das hier vorgestellte Projekt war dieses Buch, und es wurde auf ähnliche Weise von erzwungenen Unterbre chungen geprägt. So wurde die im Buch veröffentlichte Liste der seit 1926 von der Landkarte von Leipzig getilgten Orte erst 1985 von dem zuständigen SED-Gremium freigegeben. Ein zweiter Ausgangspunkt war das erfolgreiche Vorhaben, in einem Groß- platten-Neubaugebiet einen Leipziger Künstler, der in der Nazizeit aus politischen Gründen hingerichtet wurde - der Namens patron der auftraggebenden Wohnungs baugenossenschaft Alfred Frank - nicht durch ein Sockeldenkmal, sondern durch eine Erinnerungslandschaft "zum Nutzen der Bürger“ zu ehren. Sie wurde 1984 gemein sam von Anwohnern und Mitarbeitern der Genossenschaft weitgehend aus Natur materialien gestaltet (Entwurf und Anlei tung beim Bau: Bernd Sikora). Aus diesem Konzept ergab sich der Auftrag des Rates des Kreises Borna für eine Erinnerungsan lage an die ca. 60 bereits südlich vor Leipzig durch Braunkohlentagebau verlorenen Orte. Die Materialien sollten aus den noch zu "devastierenden“ ca. 25 Orten gerettet werden. Die Zahlen allein verdeutlichen die makabre Dimension, in der eine tau sendjährige Kulturlandschaft vernichtet wurde und weiter vernichtet werden sollte. Gegen diese Tatsache war infolge der politi schen und ökonomischen Situation in der DDR nicht zu streiten, aber durch das Pro jekt konnte die Öffentlichkeit informiert und zum Nachdenken gebracht werden. Deshalb nahm ich den Auftrag an. Die damit mögliche Einsicht in Planunterlagen verdeutlichte das AusmaB der Landschaftszerstörung: Im Jahre 2050 wären von der gewachsenen Kulturlandschaft nur noch die Sockel eini ger gröberer Orte und technologiebedingte Restflächen übriggeblieben. Selbst Flüsse, AutostraBen und Bahnlinien waren weitge hend gebündelt und zwischen den Aktions kreisen der Bagger hin- und hergeschoben. Für alles andere die "Stunde Null“, Ende und fragwürdiger Neubeginn, denn die Bürger verloren Haus und Hof. Nur wenigen wurde Memorial als ” Z e I 1 chen In der Land schaft*' ■ Museui als zeichenhafte Architektur Ersatz durch "Eigenheime“ angeboten. Die weitaus gröBere Zahl fand sich in den grö ßeren Orten angelagerten Großplattenneu bauten wieder. Ortsneugründungen waren nicht vorgesehen. Allerdings bestand der Traum von einer "Leipziger Seenlandschaft“ auf "rekultivierter“ Fläche, der inzwischen aber infolge gravierender ökologischer Feh ler bei Verfüllungsmaßnahmen bereits sehr reduziert ist (Wasservergiftung). Es ist auch nicht unverständlich, daß deshalb gerade aus diesen Gebieten die Leipziger Montags demonstrationen regen Zuspruch erhielten (der dabei engagierte Pfarrer Steinbach aus Rötha - inmitten des ökologischen und kul turellen Nordgebietes gelegen - ist später mit der Leitung des Runden Tisches Ökologie und der Überleitungskonzeption in Landes verantwortung betraut worden). Es ist auch nicht unverständlich, daß hier die politi schen Konflikte gegenwärtig extrem aufein anderprallen. Die von den Ökologie- und kulturbewußten Bürgern erhobene Forde rung "Stoppt die Bagger“ (es wird bereits innerhalb von Leipzig wertvollstes Land schaftsschutzgebiet mit weiträumigen ökologischen Auswirkungen vernichtet), hat Arbeitslosigkeit Dir Tausende zur Folge. Diese Hintergründe waren beim Beginn der Arbeit an dem Memorial für die ” verlorenen Orte“ nicht einmal erahnbar. Denn die Probleme unterlagen strengster Geheimhaltung. So ist es nicht verwunderlich, daß nach der Zusammenstellung der ersten konzeptionellen Überlegungen, die sich auf Recherchen in den zukünftig wegzubaggernden Orten gründeten, das Vorhaben sanft einge schläfert wurde. Der Vertrag wurde ausge setzt. So entstanden die hier dargestellten Entwürfe weitgehend im Selbstauftrag. Ausstellungen in kleinen Galerien schufen Öffentlichkeit. Ein Neubeginn kam erst 1988 durch die Hilfe des damaligen Kultur sekretärs der SED-Bezirksleitung (ehemals Parteisekretär des Kreises Borna) Kurt Meyer, der - wie er selbst bekannte - durch Gorbatschow und die Probleme im Bezirk zum Nachdenken gekommen war. Dies sei hier erwähnt, da dieser Parteisekretär spä ter zu den sechs Unterzeichnern des Aufrufs zur Gewaltlosigkeit am 9.10.1989 in Leipzig gehörte. Für die "Nichtgenossen“ Vogel (Fotograf) und Sikora kam es zu einem hallyährigen Fördervertrtag, der nun nach erneuter Unterbrechung vom Land Sachsen weitergeführt werden soll. Geplant sind Ausstellungen zum "Problemfall Kultur/ Baggerlandschaft“ mit Zeichnungen, Olyek- ten und Fotografien. Das ist dringend not wendig, denn nach dem Stop der Bagger drohen nun erneut Handlungen, die nicht zur Rekultivierung der belasteten Landschaft beitragen: planlose Ansiedlung von Gewer bestandorten und Billigmärkten, planlose Wucherung von Verkehrsadern, unbedachter Umbau wertvoller Bauwerke, Zerstörung hi storisch gewachsener Ortskerne, um mög lichst schnell die ökonomische Krise des Gebietes zu bewältigen. Die Probleme der Kulturlandschaft verlagern und differenzie ren sich mit der Vereinigung der deutschen Länder. Sie werden zunächst vielleicht noch komplizierter, aber langfristig lösbar. Der Lösungsweg kann im Interesse der Bürger und der Landschaft nur durch demokrati sches, öffentliches und kulturvolles Streiten
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