Vvm Dorf- ziun Stadtbild 123 Das Gohlis zu Anfang des 18. Jahrhunderts hat sicher noch rein dörflichen Cha rakter gehabt, Leipzig lag weit weg, über das Gelände des ehemaligen Exerzierplatzes ging inan einen Pfad zum Pfaffendorf, der Weg durchs Rosental hatte sich wohl noch nicht eingebürgert, für die Dichter des 17. und 18. Jahrhunderts, die hier heraus geradezu schwärmten, die gern auch im Kahn an dem Dörfchen vorbeifuhren, bedeutete es, ein gedenk der Relativität der Entfernungen, schon eine Reise. Der Pleißenfluß beherrschte die Niederung und bespülte über die Wiesen die Ränder der Acker und Gärten, die sich zu ihm heruntersenkten; hier wie anderswo kam es für die Niederlassung der Menscheu auch schon auf ein paar Meter Erhöhung über dem Wasserbezirk an, von Norden aber böschte sich mit langsamer Senkung ein Hügel winklig keilförmig, wie mit der Spitze eines Dreiecks, in die Niederung hinein; dies bestimmte die Anlage der ursprüng lichen Hauptstraße, wie früher dieMencke- straße hieß, von daher rührt die gebogene, ja spitzwinklige Form dieser Straße, die in ihrer Linie der Ge ländewelle folgte und die in ihrem Leipzig zugewendeten Teil eine erhebliche Aus weitung aufwies; wir tun uns heute schwer, hier den ursprüng lichen Dorfplatz zu erkennen, da wir an breite Straßen gewöhnt sind. Eine Insel von Bäumen und Sträuchern ist aber heute noch vorhanden, um die auch die Schienen der elektrischen Bahn herumlenken, Reminiszenzen an das alte freundliche, meinlaubberankte Schulhaus und an das Spritzenhaus," die beide noch bis in die siebziger Jahre hinein hier standen. Ursprünglich flankierten hier lauter Bauern- und Gutshöfe die Straße, im vorderen Teil die größeren und umfänglicheren, im west lichen, engeren Teil, wo die Straße noch heute eine Art Engpaß ist, die kleineren und bescheideneren. Großstädtische Gebäude, darunter auch pompöse Mietskasernen, entstanden im Zug der Straße erst um 1900, dazwischen sind aber doch immer noch die Zeugnisse der alten Zeit sichtbar, sogar auch ein paar alte weiträumige Gutshöfe, darunter der Auerbachsche, man sieht einzelne alte Bauernhäuser, darunter solche in Fachwerk, vor allem aber auch Biedermeierhäuser, aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, mit hübschen Portälchen und feiner Empiregliederung, von denen zahlreiche Bauernhöfe historisch abgelöst wurden. Mit ihren biederen Walmdächern ragten die Wasserschänke und die Oberschenke empor, erstere heute iu Felsche aufgegangen, letztere leider schon seit Jahren nur noch von einer wüsten Baustelle bezeichnet. Wo in der Wasserschenke Studenten pokuliert haben, die nach der Pleißefahrt hier den Kahn angelegt hatten, da