Wir sehen den allverehrten und „geliebten" Eellert, den Fabel- und Liederdichter, auf dein von: Prinzen Heinrich, Friedrichs des Groszen Bruder, geschenkten zahmen Schim mel dahinreiten. Es war das erstemal, das; der gestrenge Rat eine Ausnahme von dem „Reitverbot" im Rosentale machte. Goethe er zählt, daß er als Leipziger Student auf „poetisches Wildpret" ausging, obgleich „zur besten Jahres zeit die Mücken keinen zarten Gedanken auf- kommen liehen". 4. Neue Wege nach Gohlis Ein höchst erfreulicher Fortschritt für die Wegsamkeit des Rosentales ging von Gohlis aus. Hofrat Böhme reichte im Dezember 1776 beim Rat den Plan zu einem gebahnten Spaziergang durch das Rosental nach Gohlis ein und erklärte sich bereit, 160 Taler zur Herstellung desselben beizutragen. Der Rat ging auf den Vorschlag bereitwillig ein, und im Sommer 1777 wurde der gewünschte Weg angelegt. Hiermit war zum erstenmal im Rosentale eine wirkliche Verkehrsader für die anständigen Leute geschaffen. Am Eingang des Rosentales entstand auch eine kleine Konditorei, die „Eis bude", im Volksmunde die „kalte Madame" ge nannt, die Vorläuferin des heutigen „Bonorand". 1824 erhielt die „kalte Madame" in nächster Nähe einen Konkurrenten in einer zweiten Eisbude, die der Schweizerbäcker Kintschi aufschlagen durfte, dem „Schweizerhüttchen". In poetischen Worten schildert Ramshorn die Wanderung durch das Rosental nach Gohlis: „Sind wir nicht auf das freudigste überrascht, wenn wir, kaum erst wenige Minuten von der Stadt entfernt, uns plötzlich von einer Waldung ausgenommen sehen, deren wunderbar verwachsenes Gesträuch sich auf dem Wege, den wir betreten, zu einem pracht vollen Bogengänge wölbt? Man muh sie selbst sehen, die hohen majestätischen Eichen, an deren riesenhaften Stämmen Stürme von Jahrhunderten spurlos vorübergegangen sind, man muh es selbst hören, das Lied, womit Philomele in dem dichtverwachsenen Erlenbusch dem rosigen Frührot ihren Eruh bringt, und mit Ohren lauschen, wie Tausende von Vögeln von silberbelaubten Buchen herab dem jungen Lenz entgegenjubeln, um inne zu werden, dah Leipzigs vielfach verschriene Umgegend doch auch Punkte enthält, die auf fast beneidenswerte Weise von der Natur bevorzugt sind. Ja, auch wenn wir den ebenfalls nach Gohlis führenden Weg betreten, welchen erst neuerdings die Knnst gebahnt hat, und welcher uns anfangs über üppig grünende Wiesen und dann durch wild ver wachsenes Gehölz geleitet, ja, auch aus diesem Wege fehlt es ebensowenig als auf einem dritten, der uns über üppige Saatfelder führt, an Punkten, deren einfache Schönheit uns nur langsamen Schrittes weiterzugehen mahnt. — Sieh, Ungenügsamer, nur unser liebliches Gohlis, wie es mit seinem einfachen Turm durch grünendes Laub herübersieht in unser Rosental, wie es mit seiner Vesper-