2 Vorwort Im Januar 1989 gedachte die Musikwelt des 100. Geburtstages von Rudolf Mauersberger, der als 25. evangelischer Kreuzkantor die deutsche Chor- und Kirchenmusik unseres Jahrhun derts wesentlich mitgeprägt hat. War zunächst an ein Gedenken vorrangig in seiner erzgebir- gischen Heimat gedacht, so konnte durch das nicht nachlassende Drängen verschiedener Institutionen und Einzelpersönlichkeiten für den Januar/Februar 1989 eine repräsentative Ehrung mit zehn Veranstaltungen in Gang gesetzt werden. Sie wurde in Dresden, also in jener Stadt durchgeführt, in der Mauersberger von 1930 bis 1971 gewirkt hat. Erinnert sei an die Festveranstaltung des Rates der Stadt und der CDU am 28. Januar im Rathaus, der sich Gedenkstunde und Kreuzchorvesper in der Kreuzkirche anschlossen. Einen Tag später fan den ein festlicher Gottesdienst sowie die Aufführung der „Lukaspassion“ durch den Thürin ger Akademischen Singkreis statt. Im Umfeld des Geburtstages lud das Dresdner Zentrum für zeitgenössische Musik zu einem Komponistenporträt ein, führten Philharmonischer Chor und Dresdner Philharmonie, die Sächsischen Streichersolisten, die Dresdner Vocalisten, die Cantores minores Helsinki und die Dresdner Singakademie u. a. Werke Mauersbergers auf. Organisten widmeten sich dem frühen Orgelwerk. Die Evangelische Akademie Meißen ver anstaltete eine Tagung. Im Auftrag des Rates der Stadt Dresden gestaltete Charlotte Sommer- Landgraf eine Ehrenplakette. In Marienberg und in der Elbestadt führten die Kruzianer das „Dresdner Requiem“ auf; sie gedachten ihres früheren Kantors am Grab in Mauersberg. Auch in Marienberg gibt es nun mehr eine „Rudolf-Mauersberger-Straße“. Fotoausstellungen in Dresden und Braunschweig bezogen vorwiegend Aufnahmen ein, die in dem Bildband von Christine Stephan-Brosch und Matthias Herrmann über Mauersbergers letztes Lebensjahrzehnt veröffentlicht sind. Bei ETERNA erschien eine Schallplatte mit Klangdokumenten aus der Mauersberger-Ara. Eine Briefmarke kam auf den Markt. Die dritte, stark erweiterte Auflage des Mauersberger-Werkverzeichnisses wird 1990/91 erschei nen. Auch außerhalb der DDR fand der 100. Geburtstag Beachtung, so u. a. in Gestalt von Rund funk- und Fernsehsendungen. Herausragend in jeder Beziehung das Braunschweiger Mauers berger-Fest, das vom 24. bis 26. November im Dom und im Altstadtrathaus stattfand und vom Publikum angenommen wurde. In sieben Veranstaltungen wurde das Frühwerk dem (vokalen) Hauptwerk gegenübergestellt. Im Mittelpunkt standen die „Tragische Sinfonie“, das „Dresdner Requiem“ und ein Festvortrag. Die Rudolf-Mauersbfirger-Konferenz geht auf eine Initiative der Abteilung Musikwissen schaft der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber“ zurück, die die inhaltliche Konzep tion der Konferenz im Meinungsstreit mit dem Rat der Stadt und der Leitung des Kreuzchores