35 Heinrich Magirius Initiativen und Ideen Rudolf Mauersbergers zum Wiederaufbau der Dresdner Kreuzkirche in den Jahren 1945 bis 1955 Mit der Zerstörung der Innenstadt von Dresden am 13. Februar 1945 war auch das kirchliche Leben in acht evangelischen Kirchen erloschen. Ein Bedürfnis zu ihrem Wiederaufbau bestand auf Jahre hinaus nicht, am allerwenigsten zur Wiederherstellung der dreieinhalbtau- send Menschen fassenden Kreuzkirche. Noch 1951 — als der Wiederaufbau der Kreuzkirche längst im Gange war und der Wiederaufbau der Innenstadt bereits begonnen hatte — stellte das Ev.-Luth. Landeskirchenamt fest, daß die „Kreuzkirche als Gemeindekirche nicht in Frage kommt“. 1 Die Vesper, die Kreuzkantor Professor Rudolf Mauersberger mit dem Kreuzchor am 4. August 1945 in der ausgebrannten Kreuzkirche veranstaltete und in der seine Komposi tion „Wie liegt die Stadt so wüst“ uraufgeführt wurde, war dem Gedenken an die Opfer des Krieges gewidmet, war aber auch als Wieder-Inbesitznahme des historischen Ortes zu verste hen, der nicht verlassen werden sollte. Rudolf Mauersberger ist 1945 einer derjenigen gewe sen, für die der Wiederaufbau der Kreuzkirche als vordringlich notwendige Sache erschien. Die Erfahrungen der nächsten Jahre sollten ihm recht geben. Die Dresdner Kirchen, in denen der Kreuzchor zeitweise Gastrecht erhielt, erwiesen sich mehr oder weniger als räumlich ungeeignet. In einem Prospekt der Konzert- und Gastspieldirektion Rabofsky schrieb 1947 Dr. Paul Dittrich: „Der Umstand, daß der Chor über keine Kirche mehr verfügt, hat sein Hauptwirkungsfeld in den Konzertsaal verlegt.“ 2 Mauersberger konnte sich mit dieser Ent wicklung nicht abfinden. Eine Zukunft konnte er sich nur in der Bindung an die 700jährige Geschichte des Chores vorstellen. Am 11.1. 1946 wurden vom Kreuzchor 3 000 M als Grund stock für den Wiederaufbau der Kreuzkirche zur Verfügung gestellt. 3 Eine Niederschrift vom Landessuperintendent Licensiat Franz Lau, der damals den „Beirat der Innengemeinden lei tete, vom 21. 2. 1946 belegt die Initiative Mauersbergers und des Alumnatsinspektors Arthur Gebauer: „Bei mir sprechen vor die Herren Professor Mauersberger und Studienrat Gebauer. Es wird verhandelt die Frage der Wiederherstellung der Kreuzkirche und des Einsatzes des Kreuzchores für diesen Zweck. Der Kreuzchor ist bereit, etwa monatlich ein Konzert zu hal ten, dessen Reinertrag dem Wiederaufbaufonds der Kreuzkirche zugute käme. Der Kreuz chor möchte nun möglichst schon in diesem Sommer die Kreuzkirche wieder benutzen. Wie derherstellbar ist die Kreuzkirche natürlich während dieses Sommers noch nicht. Wenn aber die Sonnabend-Vespern während des Sommers standfinden sollen, dann möchten wenigstens die Türen hergerichtet und die Fenster ... in Ordnung gebracht werden.“ 4 Am 31.5. fand in Vorbereitung der Sommervespern eine Begehung der Kreuzkirche statt, an der außer Lic. Lau, Mauersberger und Gebauer auch der Landesdenkmalpfleger Dr. Bach mann und der Architekt Fritz Steudtner teilnahmen. 3 Letzterer hatte sich im Februar 1946 als Architekt zur Bauleitung erboten. Interessant ist für den weiteren Gang der Wiederherstel lung die im Protokoll niedergelegte Meinung, daß beim Wiederaufbau „überwundene Stilarten