58 8. Der alte Krenkel. s. Der alte Krenkel. Zu den köstlichsten Stellen der Iugenderinnerun- gen von Julius Mosen gehört die Szene, wo die beiden adeligen Hagestolze von Gößnitz, der Major und der tzauptmann, im Klub zu Adorf erzählen, was für ein tüchtiger Kerl ihr alter Präzeptor Mosen gewesen, bei dem sie im Siebenjährigen Kriege das Reiten gelernt. „Unser Präzeptor konnte reiten wie der Teufel!" begann der Major die Geschichte, die er oft erzählte und stets mit gleichen Worten, und blies einen dunkel blauen Tabaksring vor sich hin. „Das will ich mei nen!" versetzte der tzauptmann und blickte dabei den Obcrpfarrer. der sich erdreistete, ein zweifelhaftes Ge sicht zu machen, so herausfordernd an. daß dieser aus Verlegenheit den Schaum aus dem Bierkruge blies. „Trat eines Morgens", fuhr der Major fort, „unser Präzeptor gestiefelt und gespornt in unsere Stube und meinte, es wäre hohe Zeit, daß wir tüchtig reiten lernten, unsere alten Ackergäule könnten wir dazu freilich nicht gebrauchen; in Böhmen aber gäb' es Krieg zwischen den Preußen und Oesterreichern, vielleicht fände sich da Gelegenheit, einen Pfcrdehandel zu machen, er wolle daher nach Eger reiten, sich um schauen und zwei Tage ausbleiben." Nun löste der tzauptmann den Erzähler ab: „Die zwei Tage vergin gen und zwei Wochen und dann Monat auf Monat, aber der Präzeptor kam noch immer nicht zurück. Da auch in Eger, wohin wir unfern Jäger nach Kund schaft von ihm ausgeschickt hatten, keine Spur von ihm aufzufinden war, so hatten wir ihn bereits aufge- gebcn, als an einem schönen Sonntag ein österreichi scher Ulan auf einem prächtigen Schecken und mit einem braunen Zagdpferde zum Schloßtor hereinge-