bezeugt gelassen, „er lenkte ihnen das Herz". Als Abkömmling eines Mannes wie Levi Jeremias trag' ich, ich möchte sagen, an meinem Leibe den lebendigen Beweis mit mir herum, daß einst ganz Israel christlich werden soll; und ich kann keinen Juden sehen, ohne an meinen Vorfahren zu gedenken, der ein rechter Israelit ohne Falsch gewesen ist, und ohne zu wün schen, daß er dem sich zuwende, in dem alle Weis sagung Erfüllung geworden ist. Schon manchen Is raeliten, den ich im Christenglauben zu unterrichten und in die christliche Kirche aufzunehmen hatte, habe ich an das Bild meines alten hebräischen Ahnen ge führt, und jeder noch sah mich mit freudiger Über raschung an, wenn ich ihm sagte, daß auch ich von einem seinesgleichen stamme, von Levi Jeremias. — 10. Gelegenheit macht — Reime. Es war eine Eigentümlichkeit der guten alten Zeit, daß man die „Begebenheiten" im menschlichen Leben, Geburt, Taufe, Trauung, Silberhochzeit, mit Dichtungen eigenen Gewächses verherrlichte und auch den Verstorbenen selbstverfertigte Verse nachsang. Schon damals hieß es: „Seinen Hausbedarf an Lie dern schafft ein jeder selbst sich heute." Kein Familien ereignis, wo man nicht die poetische Ader springen ließ. Zierlich geschrieben oder sauber gedruckt wurden diese Hochzeits- oder Leichenkarmina überreicht, und es gehörte mit zum guten Tone, keine Gelegenheit ohne Gelegenheitsgedichte vorübergehen zu lassen. Der dichterische Wert dieser Erzeugnisse ist selbst verständlich nicht allzu groß; nicht jeder, der Verse machen kann, ist ein Dichter. Aber es finden sich doch manche Poeten darunter, und selbst Männer wie Goethe und Schiller haben ja Gelegenheitsgedichte