europäischen Staat in Verwir rung 1 stürzte, Mord und Tod entfesselte und mit dem eigenen Leben das einer Dynastie auslöschte. Und man weiß nicht, ob in jener dunklen Frühlingsnacht des Jahres 1908, als in dem königlichen Schlafzimmer des Konaks von Bel grad Königin Draga und König Alexander Obreno- witsch unter den Schüssen verschwo rener Offiziere nie dersanken, sich nicht schon die Katastrophe des künftigen Weltkrie ges ankündigte. Die Heirat des jungen Serbenkönigs mit dem Hoffräulein seiner königlichen Mutter Natalie, Draga Maschin, war der letzte Anstoß zur Revolte der Offiziere ge wesen und zum Sturze der Dynastie, die sie durch diese Verbindung erniedrigt glaubten. Dragas Wiege stand in einem kleinen serbischen Provinzstädtchen, wo ihr Vater, Milos Lun jewitsch, Kreisvorsteher war. Der kinderreiche Vater war sehr froh, als die älteste Tochter, ein sehr hübsches und leb haftes Mädchen, den Belgrader Ingenieur Maschin heiratete. In der Belgrader Gesell schaft spielte Frau Maschin keine besondere Rolle, niemand ahnte damals den Ehrgeiz, der sie beseelte. Mit der Treue zu ihrem Gatten nahm sie es, wie wenigstens spä ter behauptet wurde, nicht sehr genau, ihr Ruf ließ viel ' zu wünschen übrig. Ingenieur Maschin starb we nige Jahre später, und jetzt gelang es Draga, bei der Königin Natalie, der Gemahlin König Mi lans, als Gesell schafterin und Hof dame unterzukom men. Natalie, die ihren Gatten Mi lan haßte, hielt sich fast immer im Auslande auf, wo sie ihr Sohn Alexander, der ebenfalls in den schlechtesten Be ziehungen zum Vater stand, öfters besuchte. Er war, nach der er zwungenen Abdankung König Milans, schon König von Serbien, als er in Biarritz die neue Hof dame seiner Mutter kennen lernte. Es ist bekannt geworden, daß auf den jungen König vorher überhaupt keine Frau einen Eindruck gemacht hatte. Da man einige Zeit in serbischen Hofkreisen aus diesen Gründen für den Fortbestand der Dynastie fürchtete, hatte man ver schiedentlich versucht, den Thronfolger und jungen König mit sehr schönen Frauen, die nicht unerbittlich gewesen wären, zusammenzubringen. Frau Draga Maschin war aber das erste weibliche Wesen, an der sich bei Alexander die Flamme der Leidenschaft entzündete. Draga war damals schon eine reife Frau, um acht Jahre älter als der kaum zwan zigjährige König. Man hat Anlaß anzu nehmen, daß die Mutter des Königs, die Baronin Vetsera