Verk ängn is volle Sek önlieit D ie Schönheit des Weibes ist eine der stärksten Schicksalsmächte. Sie ist die Erweckerin der großen Leidenschaften, die alle Ketten der Sitte und des Herkommens sprengen. Immer waren sich die Menschen der mystischen Tragik bewußt, die die Schön heit des Weibes umschwebte: selbst die ewigen Götter ließen sie ihrer Gewalt verfallen, wieviel mehr das schwache Ge schlecht der Männer. Vergeblich hat der asketische Geist mancher Jahrhunderte gegen die verderbliche Schönheit anzu kämpfen versucht, aber selbst der Flam menschein der Scheiterhaufen, auf dem man schöne Hexen verbrannte, vermochte die Zaubergewalt des schönen Weibes nicht aus der Welt zu schaffen. Und auch das Unheil nicht, das sich immer wieder an ihre Fersen heftete. Das schöne Weib als unheilvolle Macht des Schicksals: wie viele Blätter der Ge schichte erzählen von ihm, angefart'gen von der aus dem Dunkel der Sage hervor leuchtenden Gestalt der schönen Helena, deren verderbenbringende Schönheit den hehren Achilleus und so viele mannhafte Helden und zuletzt das heilige Ilion hin sinken ließ. Kleopatra steigt auf, die schöne Ägypterin, die den Beherrscher des römi schen Weltreichs willenlos zu ihren Füßen zwang und dem Chaos, das sie entfesselte, nur durch den selbstgewählten Tod entflie hen konnte; Agrippina und Messalina, die kaiserlichen Buhlerinnen, auf deren Wink der Mord durch das erschreckte Rom raste, Lukrezia Borgia, die selbst ihren päpst lichen Vater berückte und deren Lebens weg über die zahllosen Leichen der Un glücklichen ging, die ihrer Schönheit ver fallen waren. Auch die Schottenkönigin Maria Stuart leuchtet auf, deren Zauber für zwei Gatten und viele andere Männer tödlich war und die selbst erst dem kalten Haß ihrer königlichen Rivalin um Macht und Geist zum Opfer fiel. In allen diesen Fällen, in denen sich Schönheit mit dynastischer Machtstellung zu doppeltem Reize verband, wurden die Frauen nicht nur zum Verderben der Männer, die sie liebten, sondern auch zum Schicksal der Männer, die die Schlachten um Liebe und Ehrgeiz schla gen und ihre Kosten tragen mußten. Die mächtigen Mätressen der Könige, die oft aus der Hefe des Volkes um ihrer Schön heit willen zu höchstem Glanze aufstie- gen und für die ungeheure, dem Schweiße des Volkes erpreßte Schätze verschwen det. wurden, eine Pompadour und eine 8 d