von M.Cholmondley Sie stand beim niederen Fenster ihres Blockhauses und starrte angestrengt ins fahle Dämmerlicht, wo sie in weiter Ferne einen kleinen Punkt auftauchen sah, der immer größere Dimensionen annahm. Wie oft hatte sie so schon der Heimkehr ihres Gatten entgegengeharrt! Ein wenig Schnee war gefallen und betonte noch starker die Trostlosigkeit der unendlichen Prärie, die sich vor ihren Blicken dehnte. Der erste Schnee! Was der alles für sie zu bedeuten hatte! Lange, eintönige Winter monate, womöglich noch größere Einsamkeit und Abgeschlossenheit von der Außenwelt. Man hatte sie ja genug davor gewarnt, damals, als sie als junges Mäd chen aus dem Süden, gegen den Wunsch ihrer Eltern, allen Freuden und Anregungen der Stadt entsagte, um ihrem Mann nach dem hohen Norden zu folgen. Doch wie wohl sie ihm an Herkunft, Bildung und Lebensart überlegen war, nie hatte sie diesen Schritt bereut. Nur ihn hatte es oft geschmerzt, sie all diesen kulturellen Entbehrungen aussetzen zu müssen und ihr nicht mehr bieten zu können. Sie hatte nur einen Schmerz gekannt, wenn dieses kleine Wort ein Gefühl so unbe grenzt groß wie die Prärie auszudrücken vermag — den Schmerz kinderlos zu “ J etzt ’ nach den vielen Jahren eines verzehrenden Sehnens, sollte ihr heißer Wunsch in Erfüllung gehen. Sie hatte es anfangs selbst kaum glauben können und zwischen banger Erwartung und dumpfer Verzweiflung geschwankt. Doch als die Zeit immer weiterschritt, stieg schließlich, glorreich und klar wie die orgenröte, ewißheit in ihr auf. Ja, sie würde im Frühjahr ein Kind haben! Der furchtbare Winter, die weite Ebene mit ihrer niederdrückenden, totenähnlichen er assen eit würden ihr jetzt nichts mehr anhaben können. Neues Leben würde m ihre stille Hütte fluten und allem erst einen Sinn geben. Noch hatte sie ihrem atten nie ts verraten, doch diesen Abend beim prasselnden Feuer wollte sie ihm die ireudige Eröffnung machen. Als ihr Gatte eintrat, standen sie einander, wie es ihre Gewohnheit war, einige Augenblicke schweigend gegenüber und sahen sich in die Augen. „Hattest du dies- ma Schwierigkeiten, das Geld zusammenzubringen?“ fragte sie ihren Mann, der Steuereinnehmer war. Aus dem Englischen "übersetzt von Ottilie Engländer; DI lus+ro+i onen von WtÄ/A&iÄ'c V/29 1689