Die Hofkapelle des Fürsten Leopold zu Anhalt — Köthen 167 hatte. Spätere Generationen aber übertrugen das Bachhaus auf den gleich namigen Besitzer des Grundstückes Marktstraße Nr. 11, auf den Kaufmann Johann Ludwig Ehrhardt. Durch die Festlegung des Mieters Bach in der Häuserliste steht nun fest, daß Johann Sebastian Bach bei David Ehrhardt auf dem Holzmarkt Nr. 12 gewohnt hat. Bei dem anderen von der mündlichen Tradition bezeichneten Bachhaus wird als Hauswirtin Frau Oberamtmann Schulze genannt. Es ist erstaun lich, daß ein bestimmter Name in diesem Zusammenhang bis auf den heu tigen Tag überliefert worden ist. In der Akte betr. die von der Oberamt männin Schulde %u Cötben beanspruchte Entschädigung von jährlich 20 Reichstaler für die Zeit, wo die lutherische Gemeinde daselbst vor Erbauung ihrer Kirche in der ersteren väterlichem Hause ihren Gottesdienst gehalten und was deshalb ergangen C17 Nr. 141 Jahr 1716spielt sie die Hauptrolle. Es heißt da:,,. . . daß mein Haus derogestalt von der schweren Last der Leute so beschweret worden, daß es mit sehr schweren Kosten, welche in die hundert Reichstaler gestiegen, nothwendig repariert werden müssen, dann auch mein sei. Vater und ich solch Haus weit besser nutzen können, maßen ich ja itzo von der bloßen Oberwohnung von der Frau Hauptmännin von BindofF 26 Reichsthaler zur Miete bekomme, und davon bei weitem nicht so viel Ungemach, als damahle geschehen, zu erleiden habe . . .“. Daraus ist zu ersehen, daß Frau Ober amtmann Schulze um 1717 immer Mieter in ihrem Hause hatte. Sie hatte zeitweilig nicht nur einen Mieter, sondern auch in der unteren Wohnung jemand zur Miete sitzen. Sie selbst als Witwe brauchte wenig Raum. Im unteren Stockwerk waren ein geräumiger Hausflur, vier Stuben, eine Speisekammer, eine Küche und eine Kammer vorhanden. Das obere Stock werk besaß auch einen großen Flur, eine Studierstube, zwei Schlafkammern, eine Stube mit Anbau, eine Kammer und eine Rauchkammer. Nach dem Titel der Akte zu schließen, handelt es sich um das heutige Pa storenhaus der Agnusgemeinde in der Stiftstraße Nr. 11. Es gehörte bei der Gründung der Kirche dem fürstlichen Amtsschreiber Ernst Gottlieb Pap penhagen. Von 1694 bis 1699 wurden darin die oben erwähnten Gottes dienste der Lutheraner abgehalten. Am 29. 12. 1692 vermählte sich Elisa beth Regina Pappenhagen mit dem Amtmann, späterem Oberamtmann Jo hann Michael Schultze. 1716 war sie bereits Witwe. Fürstin Gisela Agnes kaufte im Jahre 1721 das Haus, um eine Wohnstätte für den lutherischen Pastor zu besitzen. Johann Sebastian Bach war nach alledem von 1717 bis 1721 Mieter in dem Hause der Frau Oberamtmann Schultze und hielt hier die Proben mit dem Collegium musicum ab 11 . Es sind im Laufe der Zeit schon einige Häuser Köthens als Bachhäuser be zeichnet worden. Durch das Auffinden des Namens Bach in einer alten Hausliste des Stadtarchives Köthen konnten, in Verbindung mit der Aus wertung der mündlichen Tradition, die zwei Bachhäuser gefunden werden, Stiftstraße Nr. 11 und Holzmarkt Nr. 12. 11 Damit erledigt sich die von mir im BJ 1957, S. 165 geäußerte Annahme, daß dies im Hause Schalaunische Straße 44 geschah.