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Der Sprachwart
- Bandzählung
- 19.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045909-192700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045909-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045909-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Sprachwart
- BandBand 19.1927 -
- Ausgabe1, Januar 1 2
- Ausgabe2, Februar 17 18
- Ausgabe3, März 25 26
- Ausgabe4, April 41 42
- Ausgabe5, Mai 49 50
- Ausgabe6, Juni 65 66
- Ausgabe7, Juli 73 74
- Ausgabe8, August 81 82
- Ausgabe9, September 89 90
- Ausgabe10, Oktober 105 106
- Ausgabe11, November 121 122
- Ausgabe12, Dezember 137 138
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- BandBand 19.1927 -
- Titel
- Der Sprachwart
- Autor
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italienifche Ausdruck lo stivale läßt die Herkunft des Wortes noch deutlich erkennen) eine fommerliche leichte Fußbekleidung; doch das ift längft vergeffen, und wir gebrauchen diele Bezeichnung auch für die Winter belchuhung. In der Weihnachtszeit haben viele wieder „Wachs lichte“ kaufen wollen, obgleich fie Stearin- oder Paraffinlichte meinten. Die Welt gewöhnt lieh zwar im allgemeinen fchnell an den Gebrauch der neuen Errungenfchaften der Technik, liebt es jedoch, die Ausdrücke, die fich auf den frühem Stand der Dinge beziehen, noch beizu behalten. So hört man öfters: das elektrifche Licht foll „angezündet“ oder „ausgelöfcht“ werden, was, genau genommen, nicht gut möglich ift. Ebenfo konnte man fich nach Einführung der dezimalen Münzwährung, die doch viel leichter zu beherrfchen ift als die frühere duodezimale, nicht fo- fort daran gewöhnen, von einem Dreimarkftück zu fprechen, fondern man rechnete immer weiter noch mit Talern, guten Grofchen, Silbergrofchen ufw., was es alles nicht mehr gab. Genau dasfelbe gefchah mit dem j-Pfennig-Stück, das im Berliner Volksmunde noch jetzt „Sechfer“ genannt wird. Es gibt fogar Leute — wenn auch leiten —, die ihre Schulden auf „Heller und Pfennig“ bezahlen wollen, obgleich es gar keine Heller mehr gibt. Ähnlich ungenau find Amtsbezeichnungen ge worden. „Referendar“ bedeutet urfprünglidi „Bericht erftatter“, ein folcher ift ein Referendar aber heute gar nicht mehr, oder wenigftens nicht ausfchließlich. Ein „Sekretär“ war zunächft ein „Geheimfehreiber“ (vom lateinifchen secretus — geheim), dann „Schrei ber“ fchlechthin. Ein Staatsfekretär würde fich aber dafür bedanken, mit einem gewöhnlichen Schreiber auf gleiche Stufe geftellt zu werden. Und welchen Sinn hat es nun gar, einen Schreibtilch einen Sekretär zu nennen? Die Mundarten I leilens Von Georg Brern, Stuttgart Die Mundarten Hellens gehören zu den fränkilchen Mundarten; unter dielen aber hat die Sprachentwick lung der letzten 1400 Jahre fo große Unterfchiede gezeitigt, daß fie zum Teil voneinander mehr ab weichen als von den Mundarten andrer deutfehen Stämme. Während Niederdeutfeh und Hochdeutlch durch eine Anzahl Lautwandlungen, die man unter dem Namen „hochdeutfche Lautverfchiebung“ zu- fammenfaßt, fich fcharf voneinander abheben, ift der Unterfchied zwilchen Mittel- und Oberdeutfch haupt- fächlich auf eine Spracherfcheinung befchränkt: auf die Entwicklung des urdeutfehen p. Wo diefes fich ganz oder teilweife zunächft noch erhalten hat, herrfcht das Mitteldeutfche, während im Oberdeut- fchen pf wie in der Sdiriflfprache erfcheint. Man fpricht alfo im Mitteldeutfchen nicht pf, fondern p, lo in den Wörtern Peif (Pfeife), Penning, Pund, Pilf (Pfühl), Kopp, Zopp und im Wortinnern mit Abfchwächung des p zu b: klobbe (klopfen), zobbe (zupfen), robbe (rupfen). Falt ebenfo alt wie die hochdeutfche Lautver fchiebung ift ein andrer Lautwandel, der befonders für die heffifchen Mundarten fehr wichtig ift. Er betrifft einen Teil der fehriftdeutfehen Laute i, u, ü, zum Beifpiel in den Wörtern lieb, gut, müde. Diefen entfprachen in der germanifchen Frühzeit die langen Laute o und e und der Doppellaut eo, die bereits um 1800 im größten Teil Süd- und Mitteldeutfchlands zu Doppellauten ie, uo, üe (diefes aus uo vor fol gendem i entftanden) geworden waren, und daraus entwickelten fich fpäter die fehriftdeutfehen Laute i, u, ü. So gefchah es auch im füdlichen Teil unfers Landes. Aber im Norden, befonders in Oberhellen, verlief die Entwicklung anders. Hier blieb zunächft o teilweife bis auf den heutigen Tag erhalten; es hieß alfo got, nicht gut, und ebenfo auch zo (zu), Mot (Mut), Foß (Fuß) u. a. Vor einem i ward diefes o zu ö und fpäter zu e, zum Beifpiel med (müde), Keh (Kühe), Feß (Füße); eo war fchon ganz früh zu e ge worden, und diefes fowie das urfprüngliche e find ebenfalls heute noch erhalten, fo z. B. in jee (fie), deef (tief), leeb (lieb). So dürften die alten Laute im Norden im wefent- lichen geblieben fein, im Süden fetzte dagegen der Wandel zu i, u, ü ein. Da aber alles Leben Verände rungen mit fich bringt und auch das fprachliche Leben davon keine Ausnahme macht, fo blieben diefe alten e und o nur in einem kleinen, im Gebiet der Fulda ge legenen Teile Hellens erhalten, während der größere Teil des nördlichen Gebietes völlig felbftändig und ganz unbeeinflußt von der füdlichen Lautgeftaltung die alten e, o, ö zu den Doppellauten äi, ou, oi werden ließ, fo daß es hier z. B. läib (lieb), däif (tief), Gäiße (Gießen), gout (gut), zou (zu), moid (müde), joiß (füß) heißt. Die Grenzlinie diefes Gebrauches ver läuft im Wellen auf der Höhe des Taunus, weltlich von Frankfurt überfchreitet fie den Main, und von dort an bilden das große Waldgebiet füdlich des Mains und der nördliche Spellart diefe fehr wichtige Grenze, die einen nördlichen und füdlichen Teil unfers Landes fprachlich feit alten Zeiten fehr fcharf voneinander trennt. Sachfenhaufen, Hanau und Seligenftadt gehören dem nördlichen Sprachgebrauch an, man fpricht alfo dort läib und gout, aber in Rheinhellen und in den auf der alten Straße Mainz—Rüffelsheim—Langen— Afchaffenburg gelegenen Orten und erft: recht füdlich davon, im Ried und im Odenwald, fagt man lieb und gut wie in der Schriftfprache. In Oberhellen heißt es fäil (fiel), fonn (fand), gob (gab); im Süden gebraucht man dagegen die Umfehreibung mit haben und jein, alfo: ich bin gefalle, hab (heb, hun) ge- funne. Im Pfälzifchen findet lieh auch e oder ä für altes ei (Flääjch für Fleifch, zwä für zwei) neben dem fonll gebräuchlichen a (Flaajch, zwa). Von der vollftändigen Befeitigung der Endung en werden
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