O Jugendzeit! O heil’ge Zeit! Wie bist du mir verschwunden! Lebendig bin ich eingekeilt In eine düstre Zelle. Nichts Gutes mehr jetzt bei mir weilt, Dahin ist alles Helle! Der Geist wird schwach, das Herz lahm, Ich spür’ es in den Knochen, Ich höre schon mit Ach und Gram Den düstren Mulo pochen. So leb denn wohl, du Herrlichkeit! Fahr hin, du altes Leben! Fahr hin in alle Ewigkeit Mit deinem ganzen Streben! Einige Verbrecher haben ihren Lebenslauf in Gedichtform niedergeschrieben. Ein solches Gedicht, das von Walter Luz entdeckt und mitgeteilt wurde, nennt sich „Plädoyer für mildernde Umstände“. Leider ist es nur zum Teil vorhanden: j. Denn Heimat, Eltern, Geschwisterlieb’, Bisher im Leben versagt ihm blieb. Nur fremde Menschen z°g en Ihn auf, So war verschieden sein Lebenslauf. 4. Man gab ihn bald da, bald dort in die Kost, Bald war er an Leib und Seel’ verwahrlost. War stets z u bösen Streichen geneigt, Gehorsam aber er niemand zeigt . . . /. In einer Anstalt, man heißt sie Sch. . . . Da wollt’ man ihn retten, doch half es nicht . . . Bös Beispiel verdarb sein Herz noch mehr, Auch war dort die Sittlichkeit nicht weit her. 6. Dann in der Lehre die Not erst ging los; Sieben Kinder, drei Lehrling, der Hunger groß. Dort schickte ihn selbst der Meister aus, Wobei das siebte Gebot blieb z u Haus. 7. Dies alles für mildernde Umstände spricht, Wenn ich schon oft gestanden vor Gericht. Was mich aber heut’ entschuldigen soll, Das sei z um Ersten der Alkohol. 8. Mehr wie bei ändern wirkt er bei mir; Der Fall in G. mög sprechen dafür. Er raubte mir dort die Willenskraft Und was sonst die Überlegung verschafft . . . 9. Zum Zweiten trägt die Schuld die Polizei daran, Daß wieder wird rückfällig mancher Mann; Denn beim Anmeldenden heischt sie sofort Den letzten Anmeldezettel vom letzten Wohnort. 10. Aber das Zuchthaus als Wohnort nennt Keiner gern, Da bleibt er lieber der Arbeit fern. Er schämt sich noch und verliert den Mut, Sucht seinesgleichen, dort ist man ihm gut.