Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst

— 368 — Der Vorschlag des Vorsitzenden des Vereins Stuttgart, Hrn. Ooll. Lauxmann. an die Majestäten ein Telegramm zu senden, wird unter grossem Beifall entgegengenommen; die sofortige Ab sendung beschlossen. Herr Ober-Regierungsrath von Gärtner begrüsst im Namen Sr. Excellenz des Herrn Ministers des Innern die Versammlung und übermittelt derselben die Grüsse der Centralstelle für Ge werbe und Handel. Herr Gemeinderath Staehle begrüsst die Versammlung im Namen der Gemeindevertretung, desgleichen als Vorstand des Gewerbevereins Stuttgart. Herr Professor Dr. Huber richtet ebenfalls warme Worte an die Versammlung, betont in längeren Ausführungen die Nothwendigkeit des Zuammenschlusses der Berufsgeuossen unter einander und spricht den Wunsch aus, dass die Verhandlungen von bestem Erfolge begleitet sein möchten. Es folgt die Durchsicht der Geschäftsordnung und die Fest stellung der Delegirten-Vollmachten. Die Letztere ergiebt die Betheiligung von 53 Vereinigungen mit einer Delegirtenzahl von 42. Die Wahl der Preisrichter für die ausgestellten Lehrlings- j arbeiten fällt auf die Herren Collegen Barth-Berlin, Burger- Esslingen, Gebhart-München, Kissling-Stultgart, Meinecke- Hamburg, Schmidt-Giessen und Wagner-Wiesbaden. Zu Kassen-Revisoren wurden bestimmt die Herren Collegen Felsz-Naumburg, Hesse-Berlin und Schröder-Stettin. Im Anschluss hieran erstattet der Schriftführer den Bericht des Central-Vorstandes über die Verbandsthätigkeit in der letzten i Geschäftsperiode. Aus dem Bericht ergiebt sich, dass die Ver hältnisse des Verbandes durchaus geordnet genannt werden müssen. Die Statistik zeigt eine Vermehrung des Mitgliederbestandes von 320, eine Gesammt-Mitgliederzahl von 1509 Collegen. Das Verbandsvermögen beträgt in Summa ca. 8060 Mk. Trotz be deutend höheren Ausgaben in der verflossenen Periode hat eine Vermehrung desselben stattgefunden. Herr Coll. Hartig-Gera beantragt die Vervielfältigung des Berichtes. Der Vorsitzende weist darauf hin, dass eine solche stattfinden werde. (Siehe Beilage zu dieser Nummer.) In den Ausschuss zur Bestimmung des Ortes für den nächsten Verbandstag werden gewählt die Herren Collegen: Baumeister-Magdeburg, Bartholome - Göppingen, Hartig- Gera, Klein - Königsberg, Krauss - Hettenbach - Stuttgart, Meinecke-Hamburg, Meyer-Magdeburg, Reichmann-Danzig und Zimmermann-München. Von der Bekanntgabe des Berichtes über die Schule in Glashütte wird in Berücksichtigung der bereits im Verbands organe erfolgten Veröffentlichung abgesehen. Die Prüfung der Tagesordnung ergiebt einige Aenderungen. Die Versammlung beschliesst die Anträge des Central- Vorstandes a, b, c, „Besprechung der Organisation des deutschen Handwerks und der Lehrlingsfrage etc.“, als erste Punkte der Verhandlungen, am Montage zu erledigen. Der Antrag Magdeburg „zwangsweise Einführung der Hand werkerkammern betr.“, wird von dem Vorsitzenden dieses Vereins zurückgezogen, fernerhin ein Antrag der Vereinigung der Uhr macher und Goldarbeiter der Kreise Duisburg, Mühlheim a. d. R., Ruhrort und Mörs bezüglich der Bekämpfung der unlauteren Konkurrenz durch Herrn Coll. Rustein-Ruhrort eingereicht, der Tagesordnung eingefügt. — Der Antrag des Vereins Magdeburg, für den nächsten Verbandstagsort eine mehr konzentrische Lage zu wählen, soll in Verbindung mit den ev. Anträgen des Aus schusses für Bestimmung des Ortes für den nächsten Verbandstag behandelt werden. Schluss der Verhandlungen 1 Uhr 30 Min. A. Engelbrecht. F. Neuhofer. 2. Sitzungstag: Montag, den 6. August 1894. Der Vorsitzende Ooll. Engelbrecht eröffnet die Sitzung um 9 Uhr 45 Min. Zunächst findet die Vervollständigung des Bureaus am Vorstandstisch durch die Herren Coll. Eisass-Wiesbaden, Meinecke-Hamburg, Lauxmann - Stuttgart, Reichmann- Danzig und Hertzog-Görlitz statt. Die Präsenzliste ergiebt 160 Theilnehmer. Verlesung und Annahme des Protokolls. Hieran anschliessend verliest der Vorsitzende die eingelaufenen Telegramme und Glückwünsche. Von Sr. Majestät dem König von Württemberg ist ein Tele gramm folgenden Inhaltes eingelaufen: An den Vorsitzenden des Verbandstages der Deutschen Uhr macher Herrn A. Engelbrecht, Stuttgart. „Se. Majestät lasse für den Ausdruck ergebener Gesinnungen verbindlichst danken und den Berathungen gedeihliehen Fort gang, sowie den Festlichkeiten frohen Verlauf wünschen.“ Ferner sind Begrüssungen eingegangen von dem z. Z. statt findenden Gautag des Gewerbevereins des Badischen Schwarz waldes, von dem Verein Greifswald, Verein Weissenfels, Verein Kssen, Braunschweig, R Lange-Glashütte, Matthey-Magde burg, Verein Berliner Uhrraachergehilfen, Coll. Born-Berlin, Moritz Weisse-Dresden, Verein Rawitsch fProv. Posen), dem Herrn Kgl. Eisenbahnbauinspektor Jahnke-Köln. Es folgen die Berathungen über die Anträge des Central- Vorstandes. I. Besprechung der Organisation des Deutschen Handwerks und der Lehrlingsfrage. Referent: Herr Coll. Jordan-Nord hausen. Redner streift zunächst die Ursache des Rückganges unseres Gewerbes, verliest die wesentlichsten Paragraphen dos s. Z. erschienenen und der öffentlichen Beurtheilung überwiesenen Entwurfes Sr. Excellenz des Ministers von Berlepsch, tritt in seinem ausgezeichneten und eingehenden Referat mit aller Ent schiedenheit für die Beibehaltung der freien Vereinigungen ein und stellt in Bezug hierauf bezw. auf eine eventuell später er scheinende Regierungsvorlage folgende Anträge: I. Der Verbandstag der Deutschen Uhrmacher wolle be- schliessen: 1. Der Verbandstag erkennt noch nachträglich das Bestreben des preussischen Handelsministers von Berlepsch dankend an, kann jedoch in den gemachten Vorschlägen keine An haltspunkte finden, die eine Besserung unserer gewerb lichen Zustände erhoffen lassen, wohl aber ersieht er darin eine Gefahr für sich und andere freie Vereinigungen, die mit ihm gleiche Zwecke verfolgen. 2. Die uns durch die vorgeschlagene Organisation des Hand werks auferlegten Opfer an Zeit und Geld würden in keinem Verhältniss zu dem etwa erreichbaren Nutzen stehen. Herr Regierungsdirektor von Schicker, welcher mittler weile als Vertreter des württembergischen Ministeriums des Innern zur Theilnahme an den Verhandlungen erschienen ist, spricht zunächst seine Anerkennung über die Wichtigkeit der in der Tagesordnung enthaltenen Fragen aus, betont seine Sym pathie mit den Ausführungen des Referenten mit dem gleich zeitigen herzlichen Wunsche, dass die Berathungen zum Wohle unseres Gewerbes ausschlagen möchten. Von dem Herrn Coll. Hartmann-Mindelheim ist inzwischen folgender Antrag eingegangen: „Der Central-Verband der Deut schen Uhrmacher erachtet die Vorschläge über Organisation des Handwerks für zu weitgehend, hält dagegen für zweckmässig, mit der gesetzlichen Regelung der Lehrlingsausbildung zu be ginnen, im Sinne obligater Lehrlingsprüfungen und obligaten Besuches der gewerblichen Fortbildungs- und Fachschulen in der Tageszeit.“ An den durch die eingelaufenen Anträge hervorgerufenen lebhaften Verhandlungen betheiligen sich die Coll. Bartholome- Göppingen, Seyfried-Nürnberg, Welge-Hannover, Böhme- Berlin, Felsz-Naumburg, Bruchmann-Leipzig, Meinecke- Hamburg, Sedlmayer-Schongau, Schulze-Gera, May-Halle und Baumgarten-Berlin. Hierauf vertagt der Vorsitzende für eine Erholungspause 12 Uhr 10 Min. die Verhandlungen. Fortsetzung derselben um 1 Uhr. Coll. Krauss-Hettenbach berichtet nunmehr über die vor- theilhaftesten Eisenbahnfahrten und Touren zum Besuch des Schwarzwaldes. Mittlerweile sind noch weitere Anträge einge laufen und zwar vom Coll. Jordan folgender: II. Der Verbandstag der Deutschen Uhrmacher wolle be- 8chliessen: