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Mitt Heilung en über di eVerhandl ungen des Landtags im Königreich Sachse«. 18 3 1/ W Dresden 18. July 1831. Im Verlage der P. G. Hilscher'schen Buchhandlung. Neber Öffentlichkeit bei den ständischen Verhandlungen. (Vortrag eines Mitgliedes des weiten ritterschastlichcn Ausschusses am 21. Juni gehalten.) (Beschluß.) Endlich behaupten wieder Einige, die Zeit, diese ins Leben zu rufen, sey noch nicht da, da erst die Her anwachsende Generation dazu gebildet werden müsse. Sie meinen, daß ohne eine längere Vorbereitung dermalen nur Unzulängliches geleistet werden könne, indem den jetzigen Repräsentanten der Nation die Gabe der Beredsamkeit noch zu wenig beiwohne. Hierauf ist zu crwiedern, daß bei einer Nation, die un ter den deutschen Volksstämmen mit Recht auf vorzügliche geistige Bildung Anspruch machen kann, es wol nur einiger Ucbung bedürfen wird, um das erforderliche Talent, über Staatsangelegenheiten öffentlich mit Klarheit, folgerecht zu sprechen, sich anzucignen, und hierin ihren süddeutschen Landsleuten nicht nachzustehn. Auch wird die Nothwendigkeit, des Menschen beste Lehrmeisterin, bald die nur schlummernden Kräfte er wecken, La der'Sachse die Schönheiten und die Gediegenheit der vaterländischen, anjetzt so hoch ausgebilde ten Sprache, zu würdigen weiß. Ein sehr und mit Recht geachteter, historischer Schriftsteller sagte einst in einer Eelegenheitsschrist: „das sächsische Volk habe Beweise seiner Mündigkeit gegeben" — so lauteten die Worte, wenn ich nicht irre — allein zwölf Jahre später, als der Wunsch, eine constitutionelle Verfassung zu erhalten, sich laut im ganzen Lande aussprach, erklärten die Gegner des Repräsentativ-Systems, dasselbe Volk noch viel zu unmündig für eine solche Verfassung. Welche Widersprüche, und aus welchen Quellen entsprungen! So verhalt cs sich denn auch mit der Qeffentlichkeit der ständischen Verhandlungen. Diejenigen, denen sie als unbequem erscheint, und daher nicht zusagt, versichern, noch sei es zu gefährlich, sie ins Le ben zu rufen, noch müsse man damit Anstand nehmen, die Heranwachsende Jugend müsse erst in der Re dekunst unterrichtet werden, u. d. m. Allein Thatsachen sprechen gegen diese Behauptung, denn bereits manches Gute wurde in Leipzig durch die Vcffcntlichkcit der Verhandlungen der Eommun - Repräsentanten gefördert. Das volle Vertrauen der .Bürgerschaft ward ihnen dafür zum Lohn, denn über die wichtigsten städtischen Angelegenheiten sprachen sie sich bei den zahlreich besuchten Verhandlungen öffentlich ohne Rück halt aus.