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Der Sprachwart
- Bandzählung
- 19.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045909-192700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045909-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045909-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 1, Januar
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Sprachwart
- BandBand 19.1927 -
- Ausgabe1, Januar 1 2
- Ausgabe2, Februar 17 18
- Ausgabe3, März 25 26
- Ausgabe4, April 41 42
- Ausgabe5, Mai 49 50
- Ausgabe6, Juni 65 66
- Ausgabe7, Juli 73 74
- Ausgabe8, August 81 82
- Ausgabe9, September 89 90
- Ausgabe10, Oktober 105 106
- Ausgabe11, November 121 122
- Ausgabe12, Dezember 137 138
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- BandBand 19.1927 -
- Titel
- Der Sprachwart
- Autor
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kommt in Betracht. Es ift fo, wie ich eingangs aus führte: Der Schöpfer wird zum Zerftörer, weil die Sprache keine unveränderliche Sache ift, fondern fich in ewigem Flufle befindet. Diele Verftümmelung ift auch nicht die letzte Stufe, fie ift die Vorftufe zum gänzlichen Verlieren, die Vorftufe, aus der — mag es noch fo feltfam klingen — das Neue geboren wird. Das allein gibt dem Menfdien den Drang zur Neu- fchöpfung: die Müdigkeit am Alten. Was ift aus der höflichen Frage: „Bitte, was wünfehen Sie?“ oder: „Was ift Ihr Begehr?“ ge worden? Viele lallen den Hauptfatz weg und lagen: „Bitte?“ Und der einfache Hausknecht fchleudert feinem lieben Nächften „Was?“ entgegen. Wäre das Wörtchen „was“ nur ein klein wenig freundlicher in feinem Klang, es hätte längft feinen Einzug ins Ge- fellfchaftszimmer gehalten. Neuerdings fdieint eine Unart aufzukommen, die fo höflich „gemacht“ klingt, daß man unwillkürlich ftutzt. An die Stelle des „Bitte?“ fetzt man: „Wie beliebt?“ Ich hörte dies jüngft von verfdiiedener Seite und darf daher annehmen, daß diefe neue Phrafe fchon Allgemein„gut“ geworden ift. Was will fo ein Gegenfrager eigentlich? Soll ich ihm, bevor er mir Antwort fleht, erft erzählen, wie beliebt ich bin? Das kann er von einem befcheidenen Menfchen doch nicht gut annehmen. Oder wünfeht er noch einmal zu widen, was mir zu fragen gefiel (be liebte)? Man macht hinter dem Frager eine ftille Frage, deren Löfung nur fein kann: Phrafeur! Neues ift an den Platz des Alten getreten. Aber dies Neue ift fchlecht, fehr fchlecht, und es wäre gut, wenn man allen, die diefen neuen Wort„fchatz“ ge brauchen, energifch auf die Hühneraugen tritt. Von Bruno Gramm, Magdeburg Eine Verfügung oder auch ein Aktenftück ift fall immer mit einer Namensunterfchrift verfehen, die gewöhnlich der verantwortlich „Zeichnende“ darunter- fchreibt. Da man früher die Abfchriflen meiftens handfchriftlich vornahm, fetzte man vor die von der Hand des Abfchrcibers mit kopierte Unterfchrift den Vermerk „gez.:“ (gezeichnet), um damit anzudeuten, daß die gefchriebene Unterfchrift keine eigenhändige, kein Original war. Nur dies follte durch die Vor- anftellung des Wörtchens „gez.:“ ausgedrückt werden, und nur in diefem Falle war feine Anwendung berechtigt. Der Begriff des Vermerkes „gez.:“ hat fich im Laufe der Zeit verwifcht, fo daß nach und nach feine urfprüngliche Bedeutung verlorenging. Heute herrfcht im Gebrauch diefer Kürzung ein folcher Wirrwarr, daß der eigentliche Sinn fall unbekannt geworden ift. Leute, die ihre eigne Unterfchrift geben, fetzen fogar dies in folchern Falle ganz überflüffige Wort vor ihren Namenszug. Da man in Brieffchlüffen manch mal die Wendung findet: „. . . zeichnet hodiachtungs- voll N. N.“, fo glauben fie fich berechtigt, auch vor ihren Namen „gez.:“ zu fetzen. Man verfpricht fich vielleicht eine Wirkung von „gez.: Müller“. Ebenfo verkehrt ift es natürlich, vor gedruckte oder an der Schreibmafchine getippte Unterfchriflen diefen Zufatz zu machen, denn in diefen Fällen ift es doch klar erfichtlich, daß es fich um keine Original-Unter - fchriften handelt. Auf öffentlichen Anfchlägen und Warnungstafeln, vom Deichhauptmann, Landrat, Regierungs- oder Oberpräfidenten unterfchrieben, findet man ebenfalls fall regelmäßig die falfche An wendung des genannten Wortes. Alfo faft überall begegnet man dem befprochenen Mißbrauch, der fo allgemein geworden ift und fich fo eingebürgert hat, daß diefe Ausführungen wohl gar auf Widerfpruch flößen werden. „Beinhalten“ Von Heinrich Günther, Karlsruhe Diefes neue Wort, das an Scheußlichkeit viele andre Wörter ähnlicher Art überragt, findet fich jetzt zu weilen in den Zeitungsfpalten. So konnte man kürz lich — um nur einen Fall herauszugreifen — in einem großem Blatt folgenden Satz lefen: „Gerade die Beftrebungen der Sportvereine beinhalten jene Kräfte, die die Lebensfreude der Jugend wachrufen.“ Wer das, nichts Böfes ahnend, lieft, ftutzt zunächfl und glaubt dann eine befonders unfinnige Druckfehler teufelei feftftellen zu können. Man nimmt fich den merkwürdigen Satz noch einmal vor, glotzt das Beinhalten durchdringend an und denkt einenAugen- blick, ob es nicht mit Beinftellen gleichbedeutend fei, bis einem der crlöfende Gedanke kommt, daß diefes Beinhalten eigentlich — be-inhalten heißen foll. Man wird zugeben müffen, daß damit unfer Sprachfchatz um ein herrliches Wort bereichert ift. Ruhm und Preis feinem Erfinder! Wie lange wird es dauern, dann gibt es außer der ach! fo fchönen Bczufchuffung und Beinhaltung auch eine Beinftandfetzung, Beinter- effierung ufw. O Mutterfprache, Mutterlaut, wie fo wonnefam, fo traut! Es bleibt noch zu erwägen, ob nicht, der beffern Lesbarkeit wegen und um Ver- wechflungen vorzubeugen, bei der Beinhaltung flatt des i ein i' am Platze ift. Gegenüber folchen neu- modifchen Prägungen ift es doch angezeigt, daß auch die Korrektoren, fofern fie dazu berechtigt find, der artige Wortgebilde ausmerzen, damit diefe nicht allzu häufig dem in fprachlichen Dingen leider oft fo unkritifchen Lefer unter die Augen kommen. DIES UND DAS „Schwager“ und „Poftjchwede“. Nach zjojährigem Beftehen ift jetzt der Poftillion in Deutfchland völlig verfchwu».den. Am 15. November 1926 ift die letzte von einem luftig blafenden und peitfchenknallenden „Schwager“ gelenkte Poft eingegangen, und alle ähn lichen Verbindungen find durch Poftautomobile er- fetzt. Der Ausdruck „Schwager“ für den Poftillion wird auf das franzöfifche Wort „Chevalier“ zurück-
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