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Kokain
- Bandzählung
- 1925, H.4
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- 19 8 14673 0 0001 1 01
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id477719066-192500405
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id477719066-19250040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-477719066-19250040
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Das Geheimnis des Schafotts
- Untertitel
- Aus im Thespis-Verlag erschienen "Grausame Geschichten"
- Autor
- de l'Isle-Adam, Villiers
- Übersetzer
- Ewers, Hanns Heinz
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Frankreich
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftKokain
- BandBand 1925, H.4 -
- DeckelDeckel -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- TitelblattTitelblatt -
- ArtikelDer Staatsanwalt 4
- ArtikelDas Geheimnis des Schafotts 6
- ArtikelChopin-Walzer As-Dur 14
- ArtikelIm Kellerloch 15
- ArtikelDie Inseln des Paradieses 20
- ArtikelTriumpf des Weibes 26
- ArtikelHöflichkeitsbesuch 31
- ArtikelDie Tänzerin 33
- ArtikelNur eine Nacht... 39
- ArtikelDas hinkende Gespenst 42
- ArtikelDrei Sünderinnen 53
- ArtikelDer gelbe Kater 58
- ArtikelDas Unterbewusstsein 64
- AbbildungBei der Toilette 65
- ArtikelDie Serenade 66
- ArtikelEigenartige Frauen 72
- DeckelDeckel -
- BandBand 1925, H.4 -
- Titel
- Kokain
- Autor
- Links
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Villiers de Vlsle-Adam Crozes, Herr Claude und Pofcier, Beamte des kaiserlichen Gerichtshofes, in die Zelle. — Jäh aus dem Schlafe auffahrend erkannte Herr de la Pommerais sofort, daß die verhängnisvolle Stunde erschienen sei; sehr bleich erhob er sich von seinem Lager und kleidete sich rasch an. Dann sprach er etwa zehn Minuten lang leise mit dem Abbö Crozes, der ihn schon öfter im Gefängnisse besucht hatte. Es ist be kannt, daß dieser heilige Mann eine be geisterte Frömmigkeit und eine hin gebende Menschenliebe besaß, durch die es ihm gelang, den Verurteilten in ihrer letzten Stunde Trost und Beistand zu bringen. Als La Pommerais dann Dr. Vel- peau eintreten sah, wandte er sieh ihm zu und sagte leise: „Ich habe mir’s eingeübt, sehen Sie her.“ Und während das Urteil verlesen wurde, hielt er das rechte Auge geschlos sen, während er mit dem weit geöffneten linken den Chirurgen fest anschaute. Die Toilette war rasch beendet* Man bemerkte, daß das bei ändern Verurteilten beobachtete Phänomen des Weißwerdens der Haare, sobald die Schere sie berührte, sich nicht vollzog. Als dann der Geistliche ihm mit leiser Stimme einen von seiner Frau an ihn gerichteten Abschiedsbrief vorlas, stürzten heiße Tränen aus den Augen des Verurteilten, die der Abbö mit zarter Hand mit dem aus dem Hemde des Verurteilten geschnittenen Fetzen abtrock nete. Als er dann mit über die Schultern geworfenem Überrocke zum Gehen bereit stand, hörte man seine Handfesseln. Er wies das ihm angebotene Glas Brannt wein zurück, und die traurige Eskorte setzte sich in Bewegung. Als man das Portal des Gefängnisses erreicht hatte, fiel der Blick des Verurteilten auf seinen Kollegen, Dr. Velpeau, er begrüßte ihn und sagte sehr leise: „Sogleich! und — leben Sie wohl.“ Die eisernen Türflügel öffneten sich plötzlich und rollten weit auf. Ein frischer Morgenwind wehte in das Gefängnis. Der Tag hatte eben zu grauen n ^n; der große Platz des Gefängnis streckte sich weit hin, er war von einem doppelten Kordon Kavallerie um geben. Gegenüber, auf zehn Schritte Ent fernung, sah man einen Halbkreis berit tener Gendarmen, die beim Erscheinen des traurigen Zuges den Säbel aus der Scheide zogen. Im Hintergründe stand das Schafott. In einiger Entfernung davon bemerkte man die Vertreter der Presse, die achtungsvoll den Hut abnahmen. Aber ganz in der Ferne, hinter den den Raum abschließenden großen Bäumen bemerkte man das unruhige Hin- und Herwogen und das Murmeln des neu gierigen Volkes, das die ganze Nacht auf den Beinen gewesen, um Zeuge des schrecklichen Schauspiels zu sein. Auf den Dächern und an den Fenstern der Wirts häuser und Kneipen sah man Mädchen in zerknitterten farbigen Seidenkleidern, mit blassen verwachten Gesichtern; einige von ihnen hatten noch das Champagner glas in der Hand. Neben ihnen tauchten übernächtig aussehende Herren im Abend anzug auf: sie alle beugten sich weit vor und ließen keinen Blick von dem trau rigen Vorgänge. — Die Schwalben aber wiegten sich zwitschernd in der reinen Morgenluft und flogen hierhin — dorthin. Mit den beiden drohend emporgestreck ten Armen, zwischen denen man das Funkeln des letzten Sternes erblickte, hob sich die Silhouette der Guillotine scharf und schwarz gegen den Horizont ab. Bei diesem schrecklichen Anblicke zit terte der Verurteilte, er faßte sich jedoch sehr rasch wieder und ging festen Schrit tes der Maschine zu. Ruhig bestieg er die auf die Plattform führenden Stufen. Den versinkenden Stern verdunkelnd schim merte das furchtbare dreieckige Messer in seinem schwarzen Rahmen. Vor dem ver hängnisvollen Brette angelangt, küßte La Pommerais zuerst das Kruzifix und dann eine seiner eigenen Haarlocken, die der Abbe Crozes aufgehoben hatte und ihm nun entgegenhielt. „Für sie!“ sagte er leise. Die Umrisse der fünf auf dem Schafott befindlichen Personen waren deutlich erkennbar. In diesem Augenblicke herrschte eine so fürchterliche Stille, daß das Geräusch eines zerbrechenden Astes, der ganz in der Ferne der Last eines Neu-
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