Leo Heller tsbesuch Eine Skizze aus dem Berliner Verbrecher leben VON LEO HELLER Marianne lag wach im Bett. Sie hatte die Arme unter dem Kopf gekreuzt und starrte gegen die Stubendecke, die von zitternden Sprüngen durchzogen war und von deren Mitte eine Gaslampe herabhing, deren Glocke rotes Seidenpapier umgab. Da klopfte es. Marianne wendete, neugierig den Kopf zur Stubentür. „Herein!“ Die Tür öffnete sich. Auf der Schwelle stand der Anker-Willi. Er war ein großer, ungeschlachter Kerl, der seinen .Namen daher hatte, weil er einmal Schiffsjunge gewesen war und weil seine Brust ein mächtiger eintätowierter Anker zierte. „Ach, du bist's, Willi?“ sagte Marianne in gleichgültigem Tone. „Ick hette dir nich awartet. Wat willste denn?“ Willi machte einen Schritt in die Stube herein, riß die Mütze vom Kopf und warf sie auf einen Reisekorb, der an der Wand neben der Tür stand. Dann schloß er die Tür und schritt schwer und wuchtig auf Mariannens Bett los. Dort blieb er am Fußende stehen. „Na, willste nich reden, Willi? Setz dir doch!“ Willi sah sich nach einem Stuhl um, da er aber keinen entdeckte, nahm er kurz entschlossen auf dem Bettrand Platz. „Marianne,“ begann er dann langsam und ungelenk, „ick habe soeben jehört, det se’n jekappt haben. Wejen wat is denn dein Liebsta hoch jegang, Marianne?“ „Ach, wenn’t nur det were! Aba et is ooch schwera Einbruch bei.. .“ „Wat de nich suchst! Hm, hm. Schwera? Det is unanjenehm. Hat a jeschtandn?“ „Wie kannste so dämlich fragn? Wenn se nur nich de Sohre hier in de Schtube ausbaldowat hettn!“ >r Aba, wie kann man nur so unvor- sichich sind . ..“ „Du hast jut redn, Willi, wo keene Zeit 31