Maria Szuchich Das Unterbewusstsein VON MARIA SZUCHICH Autorisierte Übersetzung von MAURUS MEZ EI Mein ist mir in letzter Zeit mehr als nötig mit dem Freudismus in den Ohren gelegen, welch große Rolle darin das Unterbewußtsein spielt; wie überhaupt alles in unserem Leben, das wir uns nicht zu erklären vermögen. Ich dadite gerade über diese Dinge nach, als es an der Tür läutete. Ich öffnete. Ein Mann stand vor der Türe. Er mochte ungefähr zwei Meter wiegen, sein Kopf reichte bis zum Türpfosten hinauf, sein Gesicht gheh einer aufge blasenen Kugel. „Guten Tag”, sprach ich zu ihm in meiner verlegenen Ueberraschung. „Meinetwegen können Sie grüßen,” entgegnete er, „ich weiß, Sie zittern jetzt vor Angst.” „Mit wem habe ich das Mißvergnügen?” „Ich bin Ihr Unterbewußtsein.” „Dann brauche ich von Ihnen keine Notiz zu nehmen. Was ist das für eine Art? Was erschrecken Sie mich?” Und ich schlug ihm vor der Nase die Türe zu. Ich ging ins Zimmer. Ein schweres Keuchen. Mich schaudert es. Ich denke mir: der Kasten ächzt. Ich öffne ihn. Niemand darin. Neuerliches Keuchen. Ich suche, forsche. Nichts. Ein beängsti gendes Halbdunkel. Ich sehe die Bazillen in der Luft schweben. Lungenschwind sucht, Skorbut, Scharlach. Keuchen. Ver nichtet sehe ich, daß sich das Bett hebt. Ohne Zweifel, jemand hebt mit seinem Atem mein Bett. Ich blicke unter das Bett. - Entsetzen. Das Unterbewußtsein hegt unter dem Bett. Ich nahm keine Notiz von ihm. Aber da begann ich unwiderstehlich in meiner Nase zu bohren. Das Unterbewußtsein begann unter dem Bette laut zu lachen. Ich schrie es an: „Lachen Sie nicht!” Es lachte noch mehr, so, daß die Matratzen aus dem Bette fielen. „Schauen Sie,” sprach ich zu ihm, „ich brauche von Ihnen als von etwas Un bewußtem, überhaupt keine Notiz zu nehmen! Was kümmern Sie mich, wenn Sie außerhalb meines Bewußtseins handeln?? Wie kommen Sie überhaupt dazu, zentnerschwere Formen anzuneh men, wo Sie doch eigentlich in mir, auf dem tiefsten Grunde meiner Seele wohnen. Ich weiß nichts von Ihnen! Schluß!” Das Unterbewußtsein lachte. „Wissen Sie, wo ich war?” fragte es. „Was geht das mich an?” „Ich habe heute nachmittag ihren herz losen Gebebten umgebracht.” „Ich habe mich doch aber nie mit solchen Gedanken getragen!?” „Das mag sein, ich aber habe schon lange darauf gezielt.” Ich wollte fluchen, doch da trat meine alte Hausfrau ein. Sie bückte mit Luchs augen unter das Bett und fiel sofort über mich her. „Wie kommen Sie dazu, einen solchen Trampel von einem Gaste zu empfan gen? Sieben Zentner schwere Gestalten, ruinieren meine Sessel, zerschlagen den Parkettboden. Meine Tochter wird dem nächst heiraten, ich benötige das Zimmer, ich lasse Ihnen gerichtlich kündigen.” „Sie haben doch gar keine Tochter?” „Oh doch!” „Wo? Ich habe sie noch nie gesehen.” „In meinem Unterbewußtsein, wenn Sie es wissen woben. Die Wohnung kündige ich Ihnen bewußt.” „Wohnungssuche!” röchelte ich. Kaum war ich zu mir gekommen, sehe ich, wie das Unterbewußtsein unter dem Bett hervorkriecht, meine Hausfrau packt und sie vom vierten Stock zum Fenster hinauswirft. „Oh”, rief.ich, aber das Unterbewußt sein war schon nirgends .mehr zu sehen. Hingegen kamen die Poüzisten und verhafteten mich als Mörderin sowohl meines Gebebten wie auch meiner Hausfrau. Ich schrie, klagte mein Unterbewußt sein an, aber man führte mich ins Ge fängnis. Lange Zeit suchten sie im Melde amt nach der Wohnung des Unterbe wußtseins, sie fanden sie aber nicht.