Resa Semler C/riumpA c/eyffeibe^_ VON RESA SEMLER I. LUZIFERS TOD Der Mond stand im letzten Viertel, ab gekehrt, feindselig, eine gelbe Totensichel. * * * Als Univetsitätsprofessor Hofrat Dr. Othmar Tor sein Laboratorium betrat, fand er seinen Assistenten Luzifer starren Auges, mit durchschossener Schläfe am Schreibtisch angelehnt. Schwarzes gestocktes Blut klebte am Mund des Toten. Hohn umspielte das Antlitz der Leiche. Am dritten Tage begrub man Luzifer. Anwesend waren zwei Herren der Fakul tät, Prof. Tor fehlte. Um diese Zeit ging ein Wolkenbruch nieder. II. DAS MANUSKRIPT In einer Scbreibtischlade des Toten fand man ein verschnürtes Paket, ver siegelt, an den Fürsten X. adressiert. Dieser blieb unauffindbar. Die Polizei übergab den Nachlaß an den Staats anwalt-, der vor kurzem Prof. Tor mit dem mysteriösen Verschwinden eines jungen Mädchens in Zusammenhang gebracht und gegen ihn die Anklage erhoben hatte. Der Fall blieb ungeklärt. Der Staatsanwalt entsiegelte das Paket, fand Aufzeichnungen darin und las: * * * „Dreimal steht das Jahr im Zeichen der violetten Farbe, aber der ethische Klang ist jedesmal ein anderer: Im scheuen ■Frühling, zur Veilchenzeit, im Hoch sommer, wenn des Waldes stumme Glocken nicken und spät im Jahr, bevor der Winter kommt? dann blühen büschel weis die blassen Zeitlosen auf und er innern an seltsam greise Krokusse. Die Orchidee aber ist eine künstliche, verderbte Blume, steht außerhalb des Jahres und seiner wandelnden Zeiten. Wie Weiberfleisch riecht sie und sieht aus wie ein Tier, wie ein teuflisches Organ einer teuflischen Liebe. Jede der drei Nächte, während derer sich mein Erwachen zur intensivsten, da- 26