Dr. Erwin Stranik T^s istJCunst und was fstJbrnqgmphie V von DR. ERWIN STRANIK Die neue Wiener Revue „Kokain“, die es sich zum Ziele gesetzt hat, auf künst lerischer Basis modernstes belletristisches Genre zu pflegen, wurde, knapp nach dem Erscheinen der dritten Nummer, konfisziert; keine Geringeren als Hanns Heinz Ewers, Karl Hans Strobl, Kurt Münzer, Otto Soyka, Georg Hirschfeld, Paul Leppin, Fritz Bauer hatten für die Zeitschrift Manuskripte zur Verfügung ge stellt. Die Beschlagnahme erfolgte wegen eines Beitrages von — mir, von Max Stebich, einer Fortsetzung aus dem Tage buch einer Frau mit reichem erotischen Leben und einer Zeichnung von Stefan Eggeler, die der bekannte Künstler unter anderen zu meiner Novelle „Im Keller loch“ beigesteuert hatte. Es ist selbstverständlich, daß mir die Beschlagnahme eines meiner Werke, mag es noch so klein sein, keineswegs gleich gültig sein kann. loh strebe ebensowenig nach Sensationen wie nach berühmten Vorbildern. — Verweise auf die Kämpfe, die ein Wedekind mit der Zensur auszu kämpfen hatte, dünken mich ebenso über flüssig wie das Beispiel Gerhart Haupt manns oder Arthur Schnitzlers, dessen „Reigen“prozeß ja noch in lebhafter Er innerung des gesamten Publikums stehen dürfte. Einzig und allein aus theoretischem Selbstsch'Utzinteresise und ohne irgend welche geheime oder offene Spitze gegen eine Person oder Institution möchte ich bloß wieder jene Frage aufrollen, die wohl niemals ihre Aktualität verlieren dürfte: wo hört Kunst auf und wo be ginnt Pornographie? Wörtlich genommen bedeutet das grie chische Wort „Pornographia“ soviel wie