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Kokain
- Bandzählung
- 1925, H.4
- Erscheinungsdatum
- 1925
- Sprache
- Nicht zu entscheiden
- Signatur
- 19 8 14673 0 0001 1 01
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Illustrierte Magazine 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id477719066-192500405
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id477719066-19250040
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-477719066-19250040
- Sammlungen
- Projekt: Illustrierte Magazine der Klassischen Moderne
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Titel
- Der gelbe Kater
- Autor
- Stebich, Max
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Artikel
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ort
- Korfu
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftKokain
- BandBand 1925, H.4 -
- DeckelDeckel -
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- TitelblattTitelblatt -
- ArtikelDer Staatsanwalt 4
- ArtikelDas Geheimnis des Schafotts 6
- ArtikelChopin-Walzer As-Dur 14
- ArtikelIm Kellerloch 15
- ArtikelDie Inseln des Paradieses 20
- ArtikelTriumpf des Weibes 26
- ArtikelHöflichkeitsbesuch 31
- ArtikelDie Tänzerin 33
- ArtikelNur eine Nacht... 39
- ArtikelDas hinkende Gespenst 42
- ArtikelDrei Sünderinnen 53
- ArtikelDer gelbe Kater 58
- ArtikelDas Unterbewusstsein 64
- AbbildungBei der Toilette 65
- ArtikelDie Serenade 66
- ArtikelEigenartige Frauen 72
- DeckelDeckel -
- BandBand 1925, H.4 -
- Titel
- Kokain
- Autor
- Links
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Max Stebich Gustinio stürzte den Wein hinunter, trat an eines der hohen, milchigen Rund fenster und öffnete es in seiner ganzen Breite. In tiefen Zügen sog er die schwere Luft des träumenden Gartens ein. Wäh rend er nun so da stand, war es ihm, als raschelte etwas unter seinem Fenster. Er beugte sich in die Dunkelheit hinaus und sah noch den Schatten einer riesenhaften Mannesgestalt in die blühenden indischen Felssträucher huschen. Atemlos horchte er dem Geräusch nach... dann sah er den Schatten noch einmal, diesmal aber in mächtigen Sprüngen über den Kiesweg eilen und hinter den weißen, rotlippigen Cattleyen verschwinden. Gustinio klingelte dem Diener, einmal, zweimal. . . der kam aber-nicht. Indessen regte sich draußen im Garten nichts mehr. . . nicht einmal ein Blättchen. Gustinio ging dann wieder an die Arbeit und veredelte immer und immer wieder daran. Stunde auf Stunde verging. Schon stieg aus der Unendlichkeit des weiten Meeres der neue Tag herauf. Glühend wie noch nie und tief rot. Die zackigen Höhen des „Donnergetroffenen Gebirges“, der Keraunien, flimmerten in hunderttausend Farben. Und wieder verging eine Zeit. Es mochte gegen neun Uhr gewesen sein, als Lydia erwachte und dem Diener klingelte. Jean trat ein. Er war der Typus des aristokratischen Lakaien. Feierlich stand er da, glattrasiert, unbeweglich. Sein frisch gestärktes Hemd krachte unter dem Frack. Auf seinem bulligen Gesicht lag heute ein seltsamer Ausdruck. Lydia sah ihn an und verstand nicht. S o hatte sie diesen Mann noch nie gesehen . .. noch nie. Er schien verstört, lichtscheu. Er blickte an ihr vorbei, irgendwo vor sich hin. Endlich bewegte er die Lippen. „Wünschen. . . Gnädigste ... die Scho kolade?“ Die Stimme zitterte. Eigentlich, nein ... sie zitterte nicht. Sie klang nur anders als sonst . . . verschlagener . . . schwerer . . . dunkler. „Schläft mein Mann noch?“ „Der Herr .... Gemahl ... ist ... t o t!“ Ein gellender, markerschütternder Auf schrei entrang sich den Lippen der ent setzten Frau. Dann erstickte dieser Auf schrei und Lydia sank wimmernd mit dem Gesicht in die blendenden Kissen. Und wieder schrie sie auf, immer wieder, und ihre schmalen Hände zerwühlten fast wahnsinnig Gesicht und Haar. Jean rührte sich nicht. Er stand noch immer an derselben Stelle . .. starr wie Stein . . . weiß wie Milch. Nur ab und zu glitt ein eisiger Schauer über sein starres Gesicht. Aber im nächsten Augenblick straffte er sich schon wieder und heuchelte Ruhe. Lydia wimmerte wie ein totgetrof fenes Tier. Sie hielt es nicht länger so aus, sprang aus dem Bett und wollte zur Tür hinaus. Als sie jedoch an Jean vorbei wollte, verstellte er ihr den Weg. Riesen haft wuchs er vor ihr auf. Einen kurzen Augenblick rangen sie miteinander. Dann aber siegte ihre fast dämonische Kraft über ihn, sie packte ihn an der Gurgel und schleuderte ihn in die eine Ecke des Zimmers. Dann riß sie die Tür auf und raste hinaus auf den Gang und hinüber ins Atelier ihres Mannes. Jean fluchte. Schaum kam ihm vom Munde. Er sprang auf und jagte Lydia nach. Lydia schlug die Türe des Ateliers rasch hinter sich zu, stemmte sich da gegen und drehte den Schlüssel im Schlosse um. Vor ihr lag nun Gustinio in einer entsetzlichen Blutlache. Rings um ihn die Trümmer seines zerschlagenen Meisterwerkes. Die Schädeldecke und die Stirne des Künstlers waren zertrümmert . . . der Mund und die gläsernen Augen weit aufgerissen. Lydia brach neben der Leiche in die Knie; ihre Hände tasteten den Körper des Gatten ab ... er war noch warm. Sie rüttelte und schüttelte ihn . . . aber Gustinio kam nicht mehr zu sich. Sein geniales Gehirn quoll rauchend und breiig auf den weißen Gipsstaub, der am Fußboden des Ateliers lag. Während Lydia so neben ihrem Gatten kniete, fiel ihr Blick auf Fußspuren, die vom offenen Fenster gegen die Leiche hin verliefen ... es waren Tritte eines Mannes . . . Sie schienen eher von Sprün gen als von Schritten zu sein. Erst dachte sie an nichts. Der Schmerz ließ sie keinen 60
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