Das Geheimnis des Schafotts Das herabfallende Beil-Messer wirkt gleichzeitig als Sichel und als Hammer und zerschneidet den Hals des Delinquen ten in einer ■ Drittelsekunde. Der Ent hauptete kann unter dem blitzartig nieder sausenden, gewaltigen Schlage ebenso wenig einen Schmerz empfinden, wie der Soldat im Felde, dessen Arm plötzlich von einer Kugel weggerissen wird. Der Mangel an Zeit macht jedes Empfinden null und nichtig.“ „Es gibt aber vielleicht einen Nach- wo der Kopf vom Rumpfe getrennt wird, sofort jedes Schmerzgefühl vollständig verlischt. Das plötzliche Stocken des Herz schlages, das auf der Stelle durch den jähen Verlust von vier bis fünf Liter Blut eintritt, das oft ein Meter weit im Um kreise umherspritzt, dürfte auch die Ängstlichen nach dieser Richtung hin beruhigen. Was die unbewußten Zuckun gen des Körpers betrifft, dessen Lebens prozeß so jäh unterbrochen wurde, so schmerz. Es bleiben zwei dem gesunden Fleische jäh beigebrachte große Wunden. Ist es nicht Julia Fortenelle, die, indem sie ihre Gründe dafür angibt, fragt, ob nicht grade diese Schnelligkeit schmerz lichere Folgen hat, als die Hinrichtung durch das Schwert oder das Beil?" „Auch Berard spricht eine solche Ver mutung aus“, antwortete Velpeau. „Ich jedoch habe die feste Überzeugung und ich stütze mich auf mehr als hundert Fälle und meine ganz besonderen Beob achtungen, daß in demselben Augenblick, sind die kein Zeichen vorhandenen Schmerzgefühles, so wenig, wie es das Zucken eines abgeschnittenen Beines ist, dessen Nerven und Muskeln sich zusam menziehen, wobei man aber nicht leidet. Ich behaupte, daß das nervöse Fieber der Ungewißheit, die Feierlichkeit der fatalen Vorbereitungen, das jähe Erwecktwerden aus dem Morgenschlummer, das einzig Schreckliche und Quälende dieser Zere monie sind. Von der Exekution selbst empfindet man nichts, der vermeintliche Schmerz dabei ist ein eingebildeter! Was! 9