Allgemeines Journal der Uhrmacherkunst

Bericht (1er Uhrmacherschule zu Biel. (Schuljahr 1881—82.) Der fortschrittliche Gang der Uhrmacherschule zu Biel, auf welchen schon im letzten Bericht (vorL. Jhrg. Nr. 27 u. 28) hingewiesen worden ist, hat glücklicherweise im verflossenen Schuljahr keine Hemmung erlitten. Die Anstalt wurde von 30 Zöglingen besucht, wovon 22 am Examen zugegen waren. Die praktischen Examenarbeiten wurden am 12. u. 13. April dieses Jahres unter der Aufsicht der Herren Experten Brandt und Bertholet ausgeführt, die schriftlichen Arbeiten wurden am 17. April gemacht. Die mündliche Prüfung fand am 21. April unter der Leitung der Herren: Regierungsrath von Steiger, Direktor des Inneren; Dr. Förster, Professor an der Universität Bern, und Dr. Hasler, Direktor der Telegraphen-Fabrik in Bern, statt. Die praktischen Experten, Herren Alcide Brandt und Albert Bertholet, Uhrenfabrikanten in Biel, haben die Arbeiten eine Woche vor diesem Examen geprüft. Bei den letzteren war die Gemeinde Biel vertreten durch die Herren Rathspräsident Meyer und Gemeinderath Weber. Wie bereits vor einiger Zeit berichtet, werfen die Herren Examinatoren Hasler und Förster in ihrem Bericht die Frage auf, ob es nicht möglich wäre, dem ungleichzeitigen Eintritt der Schüler, welcher den theoretischen Unterricht bedeutend erschwert, abzuhelfen. Sie finden auch, man sollte bei den Aufnahmeprüfungen strenger sein und diejenigen Schüler, welche mit ungenügenden Kenntnissen aus der Primarschule kommen und dem Unterricht nur mit Mühe zu folgen im Stande sind, abweisen. „Wenn“, so sagen die Herren Experten, „trotz so ungünstigen Verhältnissen, wozu noch die Sprachverschiedenheit der Schüler kommt, die Examen im allgemeinen so befrie digende Resultate zu Tage gefördert haben, so muss dem Talent, der Hingabe und dem Eifer des Lehrers das grösste Lob ge spendet werden. Wir sind von der mündlichen theoretischen Prüfung über alles Erwarten befriedigt worden; die schriftlichen Arbeiten sind im allgemeinen gut gelungen. Die Zeichnungen sind mit grösser Sauberkeit und nach sehr rationellen Grund sätzen ausgeführt.“ Die Experten schliessen ihren Bericht, indem sie kon- statiren, dass die Uhrmacherschule auf sie den Eindruck einer gedeihlichen, mit Geschick und Eifer geleiteten Anstalt gemacht habe, und drücken dem Direktor derselben, Herrn Brönni- mann, ihre vollständige Zufriedenheit aus. Die praktischen Experten Brandt und Bertholet haben, wie das vorhergehende Jahr, den Schülern spezielle Examenarbeiten ausführen lassen, welche sie dann — wie auch die während des Jahres gemachten Arbeiten — einer sorgfältigen Prüfung unterwarfen. Sie sprechen sich darüber folgendermaassen aus: „Die Klasse der Rohwerke (Ebauches) und der Mechanismen für Remontoir-Uhren war dieses Jahr beim Examen von drei zehn Schülern vertreten, welche befriedigende Noten erhielten. Die Klasse der Vollendungsarbeiten (Finissagen) zählte vier Zöglinge; die Arbeiten bestanden in: Andrehen der Zapfen etc., Aufsetzen von Rädern, Federhaus-Vollendung etc. Da die Zöglinge hier schon geübtere Hände haben, so sind sie zu guten Resultaten gelangt. Was die Klasse der Hemmungen betrifft, so war sie von fünf Schülern repräsentirt. Sie verdient den Namen „gut“, einige Details ausgenommen, über welche sich dieselben in der Praxis Rechenschaft geben können. Mit Vergnügen erstatten wir Ihnen — so fahren die Herren Experten fort — diesen Bericht, denn wir nehmen jedes Jahr neue Fortschritte wahr. Wir erlauben uns, den Mitgliedern der Schul-Kommission und der Lehrerschaft die Partie der Schrauben, welche noch zu wünschen übrig lässt, anzuempfehlen. Ein Gleiches gilt für das Schneiden der mechanischen Bestandtheile und die Zahnung der Räder, was beides noch Unregelmässigkeiten hervortreten lässt. Eine sehr gute Klasse ist diejenige der Hemmungen, welche — wir sind dessen überzeugt — vorzügliche Arbeiter liefern wird. Wir glauben, es dürfte angezeigt sein, während der 8 Schuljahre die Repetitionsmechanismen fallen zu lassen; es ist nicht genug Zeit vorhanden, um die ersten Partien der Erscheint wöchentl. — Abonnementspr. pro Quart. 2 Mk. —Oesterr. Währ. fl. 1,20. — Inserate die Ögespalt. Petitzeile oder deren Raum 25 Pf., bei Wiederholungen 2—3 Mal 10%, 4—8 Mal 20%, 9—26 Mal 331 /,%, 27—52 Mal 50% Rabatt. — Arbeitsmarkt pro Zeile 15 Pf. LEIPZIG, den 5. August 1882. Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an. Verlag u. Expedition: Herrn. Schlag, Leipzig. Ferdinand Rosenkranz: verantwortlicher Redakteur und Miteigenthümer. Inhalt- Bericht der Uhrmacherschule zu Biel. - Bericht über die fünfte auf der Deutschen Seewarte im Winter 1881-82 abgehaltene Ivonkurrenz- * _ Maring Chronometern (Tabelle II) — Diplomprüfung an der Uhrmacherschule zu Genf. — Eine neue autodynamische Uhr. Luft-Gas- P Gebläse.-Ueber^ Sdüngen! - Unsere Werkzeuge^ - Die Uhren auf der bayrischen Landesausstellung zu Nürnberg (Fortsetzung). - Verschiedenes. — Frage- und Antwortkasten. — Briefkasten. — Anzeigern