Religiöse und confessionelle Zustände. Im Jahre 1680 und 1725 wurden auf dem roßmar'schen oder Rossenberge *) unter der Erde viele Aschentöpfe gefunden, deren Inhalt man allgemein als die Ueberreste verbrannter Leichen anerkannte. Die Topfe waren nach Annahme aller damaligen Zeugen Urnen von slavi- schcn Völkerschaften, bei welchen die Sitte des Leichenverbrennens noch üblich war.**) Der Volksstamm, von welchem diese Urnen herrühr ten, konnte kein anderer sein, als der der Sorbenwendcn (s. S. 8, 77und 80), die einst Borna begründeten und hier, gleich ihren Stammesgenos- sen im ganzen Oster- und Pleißnerlande, längere Zeit hindurch ihre Götzen verehrten. — Obgleich nun die Götter genau bekannt sind, die von diesem Volke in Sachsen angebelet wurden (s. S. 5), so läßt sich doch nicht mitentschiedener Gewißheit angeben, welcher Abgott vorzugsweise von den Sorben verehrt ward, die einst Borna gründeten und bewohn ten. Aeltere und neuere Schriftsteller haben sich für den Svaniovit In späteren Jahren hat man im Garten des AmtSsieuereinnehmerS Becker in der Nähe des Mühlgrabens auch zerbrochene Aschentöpfe entdeckt. Bei den slavischcn Völkern war die Gewohnheit des Leichcnverbrennens aligemein. Sie sammelten die Asche ihrer verbrannten Tobten und bewahrten sic in Zöpfen oder Urnen auf. An einigen Gefäßen dieser Art befanden sich Ver zierungen, welche schon von Geschicklichkeit in der Töpferarbeit zeugten. Die Aschenkrüge vornehmer Leichen brachten die Slaven meist in eine mit Steinen ausgesetzte Grabhöhie, welche öfter mit gewaltigen Granitblöckcn bedeckt wurden. Die Asche gemeiner Tobten bargen sie, Urne an Urne, aus einem gemeinschaftli chen Platze dicht unter der Oberfläche des Erdbodens. Ost wurden Schmucksa chen, Gerüthe und Waffen zu den Aschenkrügen gelegt. Zuweilen hat man die Urnen von kleineren Gefäßen umgeben aufgcfunden, über deren Bedeutung die Nachwelt im Unklaren geblieben ist. — Mit der letzten Ehre, welche die Sla ven ihren Tobten erwiesen, waren, neben mancherlei feierlichen Gebräuchen, Klag geschrei und Schmauserei in Verbindung — In mehreren Tbcilcn Sachsens fin den sich länglich runde, slavischc Grabhügel, bedeckt mit bemoosten kantig aus gestellten Steinen. 9