Auf Glückszufälle ist im Leben der Einzelnen und der Völker nicht zu rechnen. Drei Männer vom Schlage der Bismarck, Moltke und Roon werden kaum jemals wieder ver eint sein. Deshalb ist doppelt nötig, für die Tage der Gefahr das Vertrauen des Volkes zu sichern. Die Vorbereitung eines Krieges beginnt nicht erst in der Stunde der Mobilmachung; ein Krieg, der mit der Aussicht nach Erfolg geführt werden soll, muß die Fortsetzung der Politik unter veränderten Um ständen sein, und diese Politik muß so feste Wurzeln haben, daß sie auch einem wütenden Sturm standhalten kann. Die Männer, die 1870 im Felde waren, sind heute dem fünfzig sten Lebensjahr nicht mehr fern. Mancher von ihnen hat es schon hinter sich; ihnen mag man die festlich geputzte Feier gönnen, den Fahnenschmuck, das Eichenlaub, den silbernen Riegel an der Kriegsdenkmünze; sie mögen bei Bier und Wein in Erinnerungen schwelgen und nach Zecher art auch wohl eine Heldentat auffrischen, die nur die Phan tasie des Heimgekehrten vollbrachte. Die nicht mit im Felde waren, dürfen auch jetzt nicht bechern und jubilieren; unsere Aufgabe ist, aus der Geschichte des Krieges zu lernen und das Gelernte ohne Menschenfurcht auszusprechen. Das Deutsche Reich ist mit Prunkfesten und illuminierter Politik übersättigt; es ist in die Gewohnheit gezwungen worden, von einem Tag auf den anderen Überraschungen befürchten und morgen verdammen zu müssen, was es heute vergöttert hat. Allein von großen Erinnerungen kann auf die Länge kein Volk leben und zu Wagen und Wirken kraft voll gedeihen. KAMARILLA WÄHREND DER LÄNGST ZUM UNHEILBAREN Landesübel gewordene Festlärm wieder einmal laut durch die Zeitungen tobte, konnte man, wo nur ein Plätzchen frei geblieben war, allerlei Spukgeschichten von einer politischen Krisis lesen. Über die Reform des Militärstrafverfahrens, so