SPOLI ARIUM Am 9. März 1913 ist Fürst Wilhelm zu Wied als Mbret von Albanien in Du- razzo eingezogen. Bis in den Sommer 1914 dauern Aufstände gegen ihn an. DEMONSTRATIO DIE FRAKTION DER IN DEN REICHSTAG GEWÄHL- ten Sozialdemokraten ist nicht aufgestanden, als in dem Ho hen Haus (das schon, auf des Kaisers Befehl, geschlossen war) der Präsident die Mitglieder ersucht hatte, zu rufen: „Seine Majestät der Kaiser lebe hoch!“ Stumm saßen die Hundertelf. Bis in den Mai 1914 waren sie, wenn der Präsi dent zu solchem Satz die Zunge einspeichelte, aus den Türen gelaufen. (Der Fall Wilhelm Liebknecht zählt nicht. Der emsige alte Herr hatte, nach lieber Gewohnheit, auf seinem Platz einen Artikel geschrieben, die Aufforderung des Präsi denten überhört und zu spät gemerkt, daß die erlauchte Ver sammlung schon in die Schlußhuldigung gelangt war.) Dies mal sollte deutlicher als bisher demonstriert werden: „Wir sind Republikaner und rufen dem Vertreter eines uns schäd lich scheinenden Rechtszustandes nicht Glückwünsche zu.“ Sollte auch den nationalen Fraktionen eingeschärft werden: „Da Ihr unseren Abgang, aus solchem Anlaß, einmal listig benutzt habt, um schnell, während wir draußen waren, die Sitzung zu schließen, dünkt Diskretion uns nicht mehr Ehren sache. Wir sind den Wählern verpflichtet, auf der Wacht zu sein, haben nicht den allergeringsten Grund, Eure Bräuche mitzumachen, und bleiben fortan, wenn Ihr dem Allerhöch sten huldigt, geruhig auf unseren Allerwertesten.“ Vernunft empfahl, den Modenwechsel gar nicht zu beobachten; zu tun, als sei alles wie immer gewesen, und roten Fragern gelassen zu antworten: „Kinder, wenn Euch so billige Gesinnungs protzerei Spaß macht, seid Ihr zu beneiden.“ Dann war der Aufwand ertraglos vertan; und die Verdutzten hätten vor der Wiederholung gezaudert. Wann aber spricht in unserem politischen Getriebe Vernunft noch das bestimmende Wort?