deren schwerstes Verbrechen doch immer nur war, willenlos im Staube zu winseln, wo aus geheiligter Höhe ein mächtiger Wille gebot. BARBAROSSA ZWISCHEN DER GOLDENEN AUE UND DEM nordthüringischen Bergland, auf dem von dichtem Sagen gebüsch umwaldeten Kyffhäusergebirge, ist in diesen Tagen ein Denkmal enthüllt worden, das deutsche Krieger ihrem roten Heerkönig Wilhelm errichtet haben, dem ersten Deut schen Kaiser im neuen Reich. Als ein zärtlich geweihtes Werk liebender Mannentreue ragt es in reine Lüfte empor, aber zugleich auch als ein weithin sichtbares Zeichen mo derner Geschwätzigkeit, die stolz und selig ist, wenn sie in altes Legendengelände ihre allegorisch verschnörkelten Schriftzüge kritzeln darf. Wie der Wanderer, der schwer zugängliche Höhen nur erklettert, um nachher sagen zu kön nen, daß er oben gewesen ist, seinen Namen in Rinden und Krusten kratzt, so liebt auch unser schlaffes Geschlecht, seine Gedenkhäufchen auf hohe Weistümer zu setzen: sind alle Gedächtnisstätten erst mit Denkmalen geschmückt, dann, meint es wohl, hat es seinen Zusammenhang mit der Vergangenheit einer großen Geschichte deutlich bewiesen. Die Bergfexerei tobt nie hitziger als in Zeiten, denen der wahre, der innerlich ehrfürchtige Natursinn fehlt; und in den Tagen ruhmsüchtig kränkelnder Epigonie wird stets be sonders laut auf das Schaugetäfel des historischen Empfin dens gepocht. Als ein steinernes Symbol solcher Stimmung wollen wir das Denkmal betrachten, das den alten, geheim nisvoll trauten Sagensitz nun in eine schrecklich moderne Se henswürdigkeit wandelt. Es schweißt zusammen, was orga nisch nicht zu einander gehört: das verwitterte Bergschloß des Rotbartes und das frische Eichenlaub der neuen Kaiser krone, die Stauferherrlichkeit und den einfachen Hohen- zollernschild; und es will uns im Sinnbild bedeuten, daß der