lens den Allerhöchsten Herrn. Was mag er wollen? Welchen Willens Ausdruck wünscht er von mir zu hören? Caprivi war ein in der Furcht des Kriegsherrn erwachsener, der Po litik fremd gebliebener Soldat, Hohenlohe ein müder, des Reichsgeschäftes unkundiger Greis, Bülow ein von Fortunen allzu hitzig geküßtes Gunstkind, das, mit charmanten Gaben, überall ein guterZweiter werden konnte, nirgends ein Erster. Ein strammer General, zwei schmiegsame Diplomaten, die ein Staatsmann zu nützlichem Agentendienst verwenden konnte. Alle drei dachten mehr an Applaus als an fortwäh rende Wirkung; wollten sich auf der Höhe halten und ihrer Person Anerkennung werben, nicht den vorbedachten Plan eines Schöpferhirnes durchsetzen. Wollten sich, nicht eine Sache. Alle drei stöhnten vor den Gästen über die Gefahr kaiserlicher Initiative und keiner wagte Kopf und Kragen an den Versuch, sie zu mindern. Was kommen mußte, kam. Schneller als in Fritzens Preußen nach 1786 führte diesmal der Schlängelpfad bergab; schneller noch als in den dunklen Tagen, da Friedrich Wilhelm der Vierte die Hoffnung ent täuschte. Das Unglück dieser Zeit hat Treitschke in die Worte gefaßt: „Die ruhige Würde des Vaters erweckt Ver trauen, die bewegliche Geschäftigkeit des Sohnes Zweifel und Argwohn.“ Damals gab es kein Deutsches Reich, hatte der Preußenstaat noch keine Verfassung. Temperament und Neigungen eines deutschen Kaisers würde die Neugier ver gebens umspähen, wenn wachsamer vor ihm der Kanzler stünde, der für den Platz gedacht ward. Dann würde der Kaiser nicht täglich genannt, aber auch nicht für das Miß geschick des Reiches verantwortlich gemacht. Doch Bis marck hat, seit Caprivi das böse Beispiel gehorsamer Hand langerleistung gab, keinen Nachfolger gefunden. DIES IRAE MOMENTAUFNAHMEN DEZEMBER 1846. NACH DEM BESUCH EINES ZUR Hofgesellschaft gehörigen Herrn schreibt Varnhagen in sein