MBRET WILHELM „Was werden soll? Ich bin weder Elia noch Mohammed und darf mich nicht ins Prophetenamt brüsten. Eins aber weiß ich: das nun Gewordene ist das Kind eures kurzsich tigen Dünkels. Weil unsere Hautfarbe eurer ähnelt, weil unsere Augen und Ohren, Arme und Beine, wie eure, Zwil linge sind, weil auch wir gehen und stehen, sprechen und speisen, tasten und riechen, haltet ihr uns für euresgleichen. Für arme Verwandte, die in der Kultur (so nennt ihr ja euer Krämchen) zurückgeblieben sind, doch, wenn sie hübsch ge horchen lernen, allmählich vorwärtskommen werden. Viel leicht gar bis auf eure Höhe. Solche Vorstellung beweist, daß euch das Wesen des Skipetaren fremder als das eines Ka- bylen oder Bantunegers ist. Trotz allem, was ihr darüber in Büchern gelesen und von euren Diplomaten gehört habt. Die, meint ihr, müssen aus edlem Hause sein, einen rasseln den Titel tragen, sich fein kleiden, jede Bewegung gefällig runden und von weitem schon nach Würde duften: dann liegt das Bergvolk, Mann vor Mann, am Tag der Ankunft gewiß vor ihnen auf dem Bauch. Ob sie gescheit sind und auch nur den Willen haben, uns gründlich kennen zu lernen, wird kaum geprüft; nur, ob der Posten ihrem Range gemäß und ihnen zuzumuten ist, ohne Orchideendiners, Golfklub, Kasino und parfümierte Seidenmädchen bei uns auszuhalten, bis sich Netteres bietet. Im Bureau und Salon ist da unten aber nichts auszurichten; und unter freiem Himmel sieht der erstbeste Bey, mit dem sie zu tun haben, würdiger aus als die geschniegelten Herren, deren Politur nicht in die Land schaft paßt. In der Heimat wirkt wohl ihr Name; uns sagt er, samt Wappen und Krone, nichts Verständliches. Aus keiner Erdscholle wuchsen vornehmere Stämme als unsere Vlora, Toptani, Doda. Nie sah die Sonne edlere Ahnen als unseren Skanderbeg, den großen Georgios Castriot, der als Christi Kriegsmann, als Fürst der Albaner und Epiroten in tausend Liedern lebt, und seinen Waffengefährten Lek Du- kadgin, der den Mirditen Gesetze gab und dessen Enkel die