wenn wir uns in der Welt Mohammeds als Vormacht be haupten wollten, auch ungefähr wenigstens die Psyche des Orientalen kennen. Der hat, v/enn er am Wort eines Fran ken erst zu zweifeln anfing, auch schon zu zweifeln auf gehört; und hier schien das Wort eines Kaisers verpfändet. Den gewinnt man nicht mit schönen Redensarten von Freundschaft und Bruderliebe. Der haßt den Christen in brünstig, handelt, wo ein lohnender Profit winkt, aber gern mit ihm und scheut sich ebensowenig wie der Berliner An tisemit, der zu Wertheim, Tietz oder Jandorf rennt, dem billig verkaufenden Todfeinde die Tasche zu füllen. Wir haben alle Großmächte gegen uns und höchstens noch den Sultan als Hort. Der aber wird sich entweder bei Eduard ein schmeicheln oder nicht mehr lange Khalif sein. Und ein Mann, der Elektrizitätsanlagen verbietet, weil er wähnt, Dynamo sei ungefähr dasselbe wie Dynamit, ist immerhin ein nicht ganz zeitgemäßer Freund. Doch wir hatten Feste, Reden, spectacula jeder Art, ganz wie beim Kanal; und können ohne solche Sensation nun ein mal nicht leben. Ist kein Triumphgesang anzustimmen, so doch ein Klagelied. Der Erdkreis liebt uns zärtlich und hul digt dem deutschen Namen; oder: Wir sind höchst schmäh lich verkannt und von wühlendem Haß umlauert. Nur nicht schweigen, nicht, wie andere Nationen, mal für ein Weil chen vergessen sein . . . Die Rechnung kommt, la doulou- reuse, die kein Auge gern sieht. BISMARCKS NACHFOLGER AM 26. JANUAR 1894 SAH VOM FENSTER EINER Privatwohnung ein weißhaariger Mann auf die Straße Unter den Linden herab. Generalsuniform. Auf langem Rumpf ein kleiner Kopf mit kleinen, doch klugen Augen und einer slawischen Nase. Seit früher Morgenstunde hatte der Schwarm die Straße gefüllt; und immer lauter wurde nun, gegen Mittag, das festliche Leben. In den Reihen fand der