Noch jedesmal haben wir’s, nach einer bänglichen Pause, gehört. Nach dem Kanalfest, wo russische und französische Seeoffiziere in Tafelreden den Tag herbeiriefen, der ihre Flotten wieder im Kieler Hafen vereint sähe, nicht zur Schau dann aber, sondern zum Kampf. Nach dem diplomatischen Intermezzo, das der Ernennung des deutschen Oberbefehls habers für China folgte. Nach jedem neuen Versuch, neue Liebe zu werben. Nur glaubt beinahe schon kein Mensch mehr den Beschwichtigern. Die Gäste kommen, die Gäste gehen. Jeder nimmt einen Orden mit, Keiner bringt den Deutschen nützliche Gabe. Die der Regierung zugängliche Presse hat den Auftrag, morgens und abends zu beweisen, daß auf dem Erdenrund alle Völker zärtlich halb und halb neidisch auf das Deutsche Reich blicken, dem alles gelingt, dessen Macht von Jahr zu Jahr wächst, das bald Sonnen aufgänge von heute noch ungeahnter Herrlichkeit sehen wird. Das wird geschrieben, gesetzt, gedruckt. Was tut’s, daß England inzwischen Afrika erobert hat, daß die Ver einigten Staaten Europas Zwergwirtschaft ins Joch zwingen? Der Kanzler wird, wenn’s Zeit ist, schon sagen, wie alles kam. Einstweilen steht ja in der Zeitung: „Die beiden ersten Manövertage sind überaus glänzend verlaufen.“ DER KAISER IM REICHSTAG 19. bis 23. Januar 1903: Etatsdebatte des Reichstages. IN ERFURT WURDE NACH EINER PARLAMENTS- sitzung im Frühjahr 1850 einmal die Frage erörtert, wie stark die in Böhmen gesammelte österreichische Truppenmacht wohl sein möge. Die von Pfuel zum Abendessen geladenen Abgeordneten nannten verschiedene Ziffern; einzelne er zählten, vertrauliche Nachrichten sprächen von ungefähr hunderttausend Mann. Joseph Maria von Radowitz, der General und Günstling Friedrich Wilhelms des Vierten, hörte eine Weile ruhig zu und sagte dann, mit der Miene unwiderleglicher Gewißheit, in entscheidendem Ton: