In Berlin aber ward der Lehrergesangverein, weil er seine Sache besser gemacht hatte als die vom Kaiser so hart ge rüffelten Tonverderber, mit den Ehren des Triumphators empfangen. Nachts um die erste Stunde spielte eine Regi mentskapelle ihm den Tannhäusermarsch. Sogar der Bürger meister hatte sich mit Stadtschulräten auf den Bahnhof be müht und hielt den Kommlingen eine pompöse Rede. Auf Allerhöchsten Befehl. „Von den Zuschauern im Bahnhof und auf den Straßen wurden die Heimkehrenden mit Jubel geschrei begrüßt. Alle Fenster waren besetzt. Man wehte den Sängern mit Tüchern zu und überall ertönten Hurra rufe.“ Nachts um eins. So ziehen ins neuste Deutschland die Sieger ein. Der Lehrerverein zeigte sich dankbar und sang den Gaffern ein Volkslied.. . vom wackeren Kalli- woda aus Prag. HAMBURG Vom Hafen bis auf den Rathausmarkt und weiter bis in die Villenvorstädte an der Alster: Fahnen, Laubgewinde, Putzteppiche, Ehrenpforten. Getreulich ward „Die bunte Kuh“, ein altes Orlogschiff, nachgebildet; auch kann die Neugier sich an Häuserkulissen satt sehen. Eine Hafener weiterung, die Ballin längst schon für seine Amerikalinie wünschte, und ein Wilhelmdenkmal wird heute geweiht. Ein Dutzenddenkmal, versteht sich. Der alte Kaiser zu Pferde; Reliefs, die allerlei Handelsaufschwünge, die Eini gung der deutschen Stämme, die Eroberung der alten Reichslande darstellen. Vier Riesenallegorien sollen an die Einheit in Maß und Münze, an die Reichspost, die Soziäl- reform und das Bürgerliche Gesetzbuch erinneren. Also ein Werk starker Künstlerphantasie. Auf ungeheuren Eisen masten zwei vergoldete Schiffe; ein verwünscht gescheiter Einfall. Nicht der einzige: das Denkmal trägt kein Inschrift. Der Kaiser pflegt seinen Großvater Wilhelm den Großen zu nennen. Dazu konnte Hammonia sich kein Herz fassen. Und „Wilhelm der Erste“ hätte dem hohen Gast zu nüchtern ge klungen: ergo blieb der Sockel leer. Doch der Bürgermeister,